Transmediales Erzählen: Camilla Plastic Ocean Plan
Auf das Phänomen „Garbage Patches“ wurde die Professorin Angelica Böhm, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, 2015 über ihre Studierende aufmerksam. Die immense Plastikverschmutzung der Meere als ein Beispiel der vielfältigen Naturzerstörungen steht besonders bei der jungen Generation im Fokus.
Angelica Böhm arbeitete sich über verschiedene Medien in das Thema ein, die bei ihr zumeist einen ratlosen und deprimierenden Eindruck hinterließen. Diese Selbstbeobachtung nahm sie zum Anlass, mittels der Expertise ihres Fachgebietes – der Szenografie – und mit den Ressourcen der Filmuniversität Babelsberg einen kreativeren Ansatz zu finden, der das Thema mit Fantasie umkreist, neue Denkräume eröffnet und viele Menschen über co-creative Prozesse involviert.
Für die wissenschaftliche Expertise konnten zwei Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) als Partner gewonnen werden: Dr. Lars Gutow, AWI Bremerhaven, forscht über Mikroplastik in den Meeren, und Dr. Bernhard Diekmann, AWI Potsdam, referiert über den Zusammenhang von Klima und Ozeanen. Die Wissenschaftler waren bereit, mit der Filmuniversität zu kooperieren, weil sie überzeugt davon sind, dass man einen multidisziplinären Raum braucht, um derart komplexe Themen anzugehen.
Ausgerüstet mit wissenschaftlichem Input wurde zusammen mit der Drehbuchautorin Liane Porthun die Story um Camilla, ihre Abenteuer und ihre Lernerfahrungen bezüglich Plastikmüll entwickelt. Diese Geschichte wurde als Hörbuch eingesprochen und bildet nun den roten Faden des Projektes.

Bild: Westrich Fotografie; Set-Entwurf: Angelica Böhm
Künstlerisch forschend wird die Methode des transmedialen Erzählens weiterentwickelt. Studierende, Absolvent*innen und Fachleute sind eingeladen, Teile der Geschichte mit verschiedensten Medien zu reflektieren und zu visualisieren. Inzwischen sind mehr als 300 internationale Teilnehmer*innen involviert und haben von Zeichnung, Gemälde, Concept Design, Kurzfilm, Wearable Art, Scrollitelling bis zu VR-Experience und 360-Grad-Film beeindruckende künstlerische Beiträge geliefert.
Co-Creation ist eine hervorragende Methode, gemeinschaftlich um ein komplexes Aufgabenfeld zu kreisen. 2019 wurde eine internationale Masterclass mit einführendem Symposium von der EU gefördert. Damit gewann die Filmuniversität Babelsberg einen Kongresspreis in der Kategorie „Innovative Veranstaltung“. Im gleichen Jahr wurde das Projekt nach Los Angeles eingeladen und diskutierte auf einem Panel, u.a. mit Captain Charles Moor, den berühmten Entdecker der Garbage Patches.
Mit der Web-Exhibition www.camillaplasticoceanplan.com ist das Projekt einem weltweiten Publikum zugänglich geworden. Dafür wurde die Geschichte in sechs Teile gegliedert. Jeder Teil wird im Rahmen von Partner-Events eröffnet: z.B. auf einem Symposium zur künstlerischen Forschung in Oslo, auf der Ars Electronica 2020 etc..
In jedem Teil wird die Geschichte weitererzählt, werden neue Kunstwerke vorgestellt, Resultate der internationalen Masterclass präsentiert und ein wissenschaftlich-dokumentarisches Thema vertieft. Außerdem findet man Material zum Download. Für 2022 sind ergänzend analoge Ausstellungen in Museen geplant.
Die Story endet mit der Aufforderung an das Publikum: „Hast du eine Idee, wie man es besser machen kann? Werde Teil der Geschichte. Werde Teil von Geschichte.“ Die Fortführung findet deshalb konsequenterweise in einem ArtForFuture-Lab statt.