urban & rural
Urbane und ländliche Räume sind Orte, wo die Folgen des Klimawandels offensichtlich werden, aber auch Lösungen konkret greifbar werden. Gefragt sind innovative Angebote für eine integrierte Stadt- und Regionalplanung sowie umweltfreundliche Mobilitätsmodelle.
Städte und Siedlungen, einschließlich ländlicher Gebiete und Vorstädte, sind Orte, wo Menschen leben, arbeiten und sich verwirklichen. Genau dort sind die Einwohner*innen aber auch zunehmend mit besorgniserregenden Klimaveränderungen wie Trockenheit, Hitze oder Extremwettereignissen konfrontiert und Politiker*innen sind gefordert, nachhaltige, CO2-neutrale Lösungen pragmatisch voranzutreiben.
Eine integrierte Stadtplanung und ein detailliertes Verständnis der Prozesse innerhalb des Stadtgefüges können wesentlich dazu beitragen, wirksame Strategien sowohl zur Eindämmung des Klimawandels als auch zur Anpassung daran zu entwickeln. Eine Potentialanalyse zur Förderung der grünen Infrastruktur in städtischen Gebieten ist ein Ansatz, um urbane Ökosysteme zu erhalten, Biodiversitätsverlust zu verringern und die menschliche Gesundheit zu fördern. Dabei geht es vor allem um die Frage einer gerechten Flächenverteilung sowie -nutzung, z. B. für Parkanlagen, Straßenbepflanzungen, Dach- und Fassadenbegrünung und Radwege.
Die Stadtökonomie kann dafür einen kausalen Modellierungsrahmen liefern, der die Beziehung zwischen Stadtform und Treibhausgasemissionen detailliert beschreibt, und so eine formale Säule für die Stadtplanung bildet. Außerdem sollte sowohl bei Neubau- als auch Nachverdichtungsprozessen ganzheitlich sowie ressourcenschonend geplant werden. Technologische, planerische und ausgewählte Architekturlösungen müssen Ziel-, System- und Transformationswissen interdisziplinär zusammendenken. Eine weitere große Herausforderung für Berlin und Brandenburg ist die Optimierung von Verkehrsmodellen in der Metropolregion, die klimafreundliche Mobilitätskonzepte und die Nahverkehrsversorgung sowohl für urbane als auch ländliche Regionen berücksichtigt. Bei diesen und weiteren Aufgaben können Big-Data-Anwendungen unterstützen. Für Klimalösungen mit hoher räumlicher und geografischer Granularität sollten verschiedene Datenquellen herangezogen werden, z. B. Satelliten- und Luftbilder, Open-Street-Maps, geolokalisierte Geräte, Liegenschaftskataster oder auch Bürgerwetterstationen. Diese heterogenen digitalen Quellen ermöglichen neue Ansätze in der Stadtklimaforschung und bieten gleichzeitig ein breites, aber noch nicht ausgeschöpftes Feld praktischer Anwendungen. Zudem setzt maschinelles Lernen auf Durchbrüche in der algorithmischen Forschung und Rechenleistung, die Instrumente zum Extrahieren aussagekräftiger Informationen aus massiven Daten bereitstellen. Digitale Methoden sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz können nützlich sein, um kohlenstoffarme und klimaadaptive Stadtplanungslösungen zu identifizieren. Mithilfe digitaler Tools können verkehrsbedingte Infrastrukturen wie die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie die Lieferlogistik sowohl für urbane als auch ländliche Gebiete gemeinsam optimiert werden.
Mit der Urbanisierung als Megatrend des 21. Jahrhunderts und dem damit verbundenen rasanten Wachstum von Millionen-Metropolen weltweit rücken Städte zunehmend in den Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen. Das schnelle Urbanisierungstempo, u. a. durch eine klimabedingte Migration in Asien und Afrika, bedeutet, dass Entscheidungen in diesen Regionen einen dramatischen Einfluss auf die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen haben werden.
Mit 1,3 Milliarden Menschen und einer raschen, das Land prägenden Verstädterung sind das Verständnis und die Gestaltung von Verstädterungsstrategien zum Beispiel in Indien der Schlüssel zum Wohlbefinden der Bevölkerung sowie für lokale und globale Umweltveränderungen. In Städten Südostasiens, Südasiens oder Afrikas südlich der Sahara sind extreme Hitze, Trockenheit oder Starkregen als Folgen des Klimawandels bereits jetzt bedrohliche Realität. Gerade solche Länder, die die geringste Verantwortung für den Klimawandel tragen, sollten zukünftig stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.