Responding to Crisis: Interventions for Sustainable Futures
Zum Start des Wintersemesters 21/22 wurde eine zweitägige Veranstaltung durchgeführt, zu der alle Studierenden der Universität der Künste Berlin eingeladen waren. In Vorträgen, Workshops, Performances und Installationen ging es um die Frage, wie jede*r auf die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels antworten kann und was wir ihm politisch, aktivistisch, künstlerisch und gestalterisch entgegensetzen können.
Die Klimakrise hat sich längst von einem rein ökologischen hin zu einem sozialen, geo- und realpolitischen, ökonomischen und grundlegend kulturellen Problem entwickelt. So haben wir es im Falle der Klimakrise mit einem wicked problem zu tun, also mit einer Problemstellung, die vielfältige Auswirkungen hat und auf die zahlreiche Faktoren Einfluss nehmen. Dieser Komplexität wird allzu oft mit Resignation, Fatalismus oder Zynismus begegnet. Dennoch gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Projekten, etwa im politischen Aktivismus, im Policy-Making, in der Bürger*innenbeteiligung, in Bildung und Forschung, in den Künsten und der Gestaltung, die konkrete Probleme herausstellen und wirkungsvolle Antworten finden. Responding to crisis – Interventions for sustainable futures bringt Akteur*innen aus diesen Bereichen zusammen und bietet Studierenden und Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, mit ihnen in Austausch zu treten sowie Anregungen für eigene Ideen und Projekte zu sammeln und diese zu diskutieren.

Bild: Athena Grandis
Die zweitägige Veranstaltung sollte Raum schaffen für unterschiedliche Präsentations- und partizipative Formate und wird in drei Tracks bzw. Themenbereiche gegliedert sein:
(i) Mapping the Anthropocene: Der Begriff Anthropozän wurde im Jahr 2000 von dem Chemiker Paul J. Crutzen und dem Biologen Eugene F. Stoermer vorgeschlagen, um ein neues Erdzeitalter unseres Planeten zu markieren. Die beiden Forscher haben sich in ihren Arbeiten mit den Veränderungen von Atmosphäre und Frischwasser auseinandergesetzt und nehmen insbesondere die weitreichenden Folgen des menschlichen Einwirkens auf den Planeten in den Fokus. Diese Folgen sind so weitreichend, dass sie im Gegensatz zu früheren Perioden in der Menschheitsgeschichte, von den Ökosystemen nicht mehr abgefangen und integriert werden können. Mit seinen Spuren prägt der Mensch den Planeten unübersehbar und auf hunderte oder tausende von Jahren – die Erderwärmung oder atomare Zwischenfälle sind Zeugnisse dessen. Das Anthropozän würde damit das Holozän als Erdzeitalter ablösen, jene seit rund 11.000 Jahren anhaltende warmzeitliche Epoche, die auch das 20. Jahrhundert einschloss.
(ii) Spaces of Cohabitation: Die Formen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens werden durch Leitideen geprägt und in sozialen Prozessen ausgehandelt. Viele Strukturen unseres Zusammenarbeitens und -lebens ergeben sich aus historisch gewachsenen Kontexten und Logiken. Im Kontext multipler Krisen wird heute neu verhandelt, wer an der sozialen Konstruktion dieser Strukturen beteiligt ist, was darin mitgedacht wird und wie die Verhältnisse der Akteur*innen ausgeformt sind. Neue Ansätze integrieren bisher unberücksichtigte Interessengruppen (wie etwa nicht-menschliche Akteure oder zukünftige Generationen) und fordern damit den Begriff eines neuen Gemeinwohls.
(iii) Transforming Initiatives: Allmählich wird uns allen klar: Die Schaffung wünschenswerter Zukünfte, mit denen wir der Verantwortung gegenüber folgender Generationen Rechnung tragen, bedingt eine radikale Infragestellung und Korrektur unseres gesamtgesellschaftlichen Handelns. Aus der Zivilgesellschaft setzt sich eine wachsende Anzahl an Initiativen immer deutlicher für eine sozio-ökologische Transformation ein. Sie alle fordern die Verhandlung eines neuen Gemeinwohls, Teilhabe und – insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel – Generationen-Gerechtigkeit ein. Eine vielfältige Akteurslandschaft – Bürger*innen, Aktivist*innen, Verbände, aber auch Forschungseinrichtungen, Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung – bildet sich durch diese Mitgestaltung neuer Lebenswelten heraus.