Auf dem Campus nachhaltig nachladen
Alten Lithium-Ionen-Batterien ein „zweites Leben“ als Energiespeicher für E-Bikes auf dem Campus ermöglichen? Daran arbeiten die Forscher*innen des Nachhaltigkeitsprojekts „Select“ der TU Berlin. Ein Solarbetriebener E-Bikeport dient jedoch nicht nur der Forschung, sondern bringt Student*innen auch klimaneutral von A nach B.
Ein Leben ohne „Akku“ ist für die meisten kaum vorstellbar. Lithium-Ionen-Batterien finden sich inzwischen fast überall: In Smartphones, Laptops, Kopfhörern, E-Bikes oder E-Autos. Sie sind klein, günstig und weisen eine hohe Energiedichte auf, doch ihre nutzbare Kapazität wird bei Verwendung und mit der Zeit immer geringer. Viele Bestandteile der in der Batterie enthaltenen Zellen landen schließlich im Müll, weil nur wenige Stoffe bei der Wiederverwertung wirtschaftlich interessant sind und speziell ein Recycling des Lithiums sehr kostspielig ist. Dabei sind viele Teile solcher Batterien häufig noch nutzbar und es lassen sich daraus neue billige Batterien bauen, die z.B. als Energiespeicher eines E-Bikes verwendet werden können. Solche Batterien nutzt das Fachgebiet Elektrische Energiespeichertechnik unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Julia Kowal der Technischen Universität Berlin als „2nd life Speicher“ für sein Projekt „Second-Life E-Bike Charging Station“ (Select).

Bild: F.Salinas-Barros
Select ist ein E-Bikeport auf dem Campus der TU Berlin, an dem zukünftig bis zu acht Pedelecs oder E-Lastenräder gleichzeitig untergestellt und geladen werden können – mit Sonnenenergie. Das heißt, dem Gedanken der Ressourcenschonung folgend wird der offene Ladeunterstand komplett autark arbeiten und nicht mit dem Stromnetz verbunden sein. Der vom Nachhaltigkeitsrat der TU Berlin geförderte E-Bikeport ist für Student*innen und Mitarbeiter*innen der Universität gedacht, um möglichst Fahrten mit privaten PKW zu vermeiden.
Außerdem soll der E-Bikeport für die Lehre und weitergehende Forschung genutzt werden. Bislang wurden im Rahmen der vom Fachgebiet betreuten Promotion des chilenischen Doktoranden Felipe Salinas mehr als 150 Batterien zerlegt und ein Batterieprototyp für den E-Bikeport hergestellt. Es können zudem andere Ladeverfahren implementiert, neue oder zusätzliche Batteriespeicher eingesetzt, deren Alterungsverhalten erforscht und der Zusammenhang von E-Bike-Nutzung, Solarertrag und Speichergröße am realen Objekt untersucht werden.