Mittels Biodiversitätsforschung bedrohte Ökosysteme besser verstehen
Welche Folgen Mensch und Klimawandel für die Biodiversität und das weltweite Ökosystem haben, untersuchen Wissenschaftler*innen der FU Berlin mit Partnern im Projekt Bridging in Biodiversity Science. Sie verfolgen das Ziel, einzelne Forschungsdisziplinen, räumliche Skalen und biologische Systeme in der Biodiversitätsforschung zu überbrücken.
Der weltweite Verlust der biologischen Vielfalt als Folge des globalen Klimawandels ist ein erhebliches Risiko für die Menschheit. Er verursacht schwerwiegende Auswirkungen auf die Wasserqualität und -verfügbarkeit, die Nahrungsmittelproduktion und die menschliche Gesundheit. Jedoch ist die wissenschaftliche Grundlage zum Verständnis der Wechselbeziehungen, Funktion und Empfindlichkeit der biologischen Vielfalt immer noch unzureichend. Zur Bewältigung dieser offenen Fragen benötigt es innovative Forschungsansätze und transdisziplinären Austausch der Fachdisziplinen.
Dies ist das Hauptziel des Berlin-Brandenburgischen Instituts für Biodiversitätsforschung (BBIB). Kompetenzen aus Ökologie, Evolution, Sozial- und Politikwissenschaften werden hier mit Fokus auf die Biodiversität vernetzt. Das BBIB ist eine gemeinsame Einrichtung von vier Universitäten und fünf außeruniversitären Instituten der Leibniz-Gemeinschaft in der Region Berlin-Brandenburg.

Bild: Isabelle Flaig
Im Rahmen des BMBF-Projektes „Bridging in Biodiversity Science“ (BIBS) mit der Freien Universität Berlin als Sprecheruniversität arbeiten verschiedene Fachdisziplinen gemeinsam an den wissenschaftlichen Fragestellungen. Zum Beispiel werden die Einflüsse von Mikroplastik erforscht, denn dessen Auswirkungen auf unterschiedliche Systeme wie Wasser, Pflanzen oder Böden sind kaum bekannt.
Um mögliche Konsequenzen von zukünftigen landnutzungs- und klimawandelbedingten Biodiversitätsverschiebungen auf die Funktionen des Ökosystems zu erkennen, sind umfassende Langzeitstudien notwendig. In neuartigen großskaligen Landschaftslaboren, sog. „ScapeLabs“ (engl. Landscape Laboratories), wird die Biodiversität ganzer Ökosysteme betrachtet. Verschiedene Lebensräume wie die Agrarlandschaft im Quillow-Gebiet (Fluss in der Uckermark), Berlin als Stadtlebensraum oder der Stechlinsee als Seelabor werden intensiv erforscht. Die Verbindung von theoretischen Modellierungen mit praktischer Forschung vom Labor bis zur Landschaft soll hier eine umfassende Synthese liefern, die in die Gesellschaft eingebracht wird. Dafür werden neben dem direkten Austausch mit Behörden und Anwender*innen auch die Bürgerwissenschaften (Citizen Science) genutzt, um einen lebendigen Wissensaustausch zwischen Wissenschaft, Politik und Bürger*innen zu fördern.
Mit diesem einzigartigen Fokus und den innovativen Forschungsansätzen soll die existierende Biodiversitätsforschung in Deutschland und darüber hinaus ergänzt werden.