Nachhaltige Gestaltung globaler Gemeinschaftsgüter
Wie kann ein nachhaltiger Umgang mit den „Global Commons“ innerhalb der planetaren Grenzen gelingen? Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung werden nachhaltige Transformationspfade modelliert, um herauszufinden, welche Strategien am besten geeignet sind, den globalen Klimaschutz zu realisieren.
Mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und dem Pariser Abkommen von 2015 hat die internationale Staatengemeinschaft wichtige Rahmenbedingungen geschaffen, um dem von Menschen verursachten Klimawandel wirksam zu begegnen. Gleichzeitig wurde hiermit festgelegt, dass die erforderlichen Transformationsprozesse so gestaltet werden müssen, dass sie anderen aktuellen globalen Herausforderungen gleichermaßen Rechnung tragen, d. h., zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Armut und Hunger sowie zur Bewahrung und Regenerierung anderer globaler öffentlicher Gemeinschaftsgüter (engl.: Global Commons) beitragen. Zu letzteren gehören beispielsweise die biogeochemischen Kreisläufe, die Biodiversität oder die polaren Eisschilde.

Bild: Quentin Lagache on Unsplash
Doch welche techno-ökonomischen Transformationspfade führen am ehesten und wirkungsvollsten zu einem solchen „ganzheitlichen” Ergebnis? Welche Effekte haben einzelne Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels auf die anderen Ziele nachhaltiger Entwicklung oder auf andere Global Commons? Inwiefern beeinträchtigen Maßnahmen sich wechselseitig in ihrer Wirksamkeit oder führen zu unerwünschten Nebeneffekten? Und nicht zuletzt: Durch welche Maßnahmenkombinationen lassen sich positive Synergien im Sinne einer wechselseitigen Verstärkung erzielen?
Diesen und ähnlichen Fragen gehen Wissenschaftler*innen der Forschungsbereiche 3 (Transformationspfade) und 2 (Klimaresilienz) des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Rahmen des Projekts “Global Commons Stewardship Framework” nach, das Anfang 2021 gestartet ist. Das Projekt ist an der Universität Tokyo angesiedelt und wird dort vom Center for Global Commons (CGC) geleitet und koordiniert. Hinter der Idee einer “Global Commons Stewardship” steht der Gedanke, dass es nur mit einer breiten globalen „Bewegung” – möglich sein wird, die Bewirtschaftung der Global Commons innerhalb der planetaren Grenzen sowie in Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen zu halten bzw. wieder dorthin zurückzuführen.
Das PIK wird in diesem Projekt wichtiges Grundlagenwissen zur Verfügung stellen. Es wird verschiedene Transformationspfade modellieren, die zu einem nachhaltigen Umgang mit den Global Commons führen können. Aus den Ergebnissen der modellbasierten Analysen lassen sich Aussagen darüber ableiten, welche Strategien und Maßnahmen(-kombinationen) sich am besten eignen, Klimaschutz und nachhaltige Entwicklungspfade gemeinsam zu realisieren und wo möglicherweise auch Grenzen der Vereinbarkeit liegen.
Das Forscher*innenteam des PIK wird im Rahmen des Projekts außerdem das eingesetzte Integrated Assessment Model (IAM) REMIND-MAgPIE-LPJmL weiter ausbauen. So werden zum einen die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere extremer Wetterereignisse, auf das Energiesystem, das Wirtschaftswachstum, auf Ungleichheiten in und zwischen Ländern sowie auf die landseitigen Öko- und Nutzungssysteme stärker integriert. Zum anderen werden durch lösungs- bzw. maßnahmenseitige Erweiterungen unter anderem die Beiträge von Bodenkohlenstoffmanagement, Moorschutz und -wiederherstellung, Aufforstung, gesunder (fleischarmer) Ernährung sowie zahlreicher Maßnahmen im Bereich der industriellen Produktion (u.a. Steigerung der Material- und Prozesseffizienz, Kohlenstoffabscheidung und -nutzung) in Zukunft noch stärker berücksichtigt.
Das Energiewirtschaftsmodell REMIND (REgional Model of Investment and Development) und das Landnutzungsmodell MAgPIE (Model of Agricultural Production and its Impact on the Environment), in das wiederum Informationen aus dem Landbiosphärenmodell LPJmL (Lund-Potsdam-Jena managed Land) einfließen, bilden zusammen das Potsdam Integrated Assessment Modelling Framework (PIAM).