Andreas Rieger (AR): Aus meinem langjährigen politischen und berufspolitischen Engagement heraus sehe ich Partizipation im Bau- und Siedlungswesen als den zentralen Baustein für klimagerechtes und nachhaltiges Planen und Bauen an. Diesen Baustein haben wir als eigenständigen Beitrag zum beschlossenen Klimaplan Brandenburg formuliert. Aus Sicht beider Architektenkammern ist klar, dass das Planung- und Baugeschehen in der Hauptstadtregion Berlin Brandenburg von beiden Länder gemeinsam entwickelt wird. Daher schlagen wir zur Umsetzung des gemeinsamen Landesentwicklungsplanes in den jeweiligen Kommunen ein lange bekanntes, hier jedoch neu zu formulierendes Baukulturformat vor: eine Internationale Bau(Kultur)ausstellung.

AR: Mehr noch: Das Bau- und Siedlungswesen ist durch die Gewinnung, Weiterverarbeitung, Transport und Einbau der Baustoffe und Bauteile sowie durch Betrieb und Unterhalt der daraus gefertigten Gebäude und Bauwerke wie letztendlich auch durch Abriss und Entsorgung dieser hauptverantwortlich für die Umwelt- und Klimakrise und den überwiegenden Teil der Emissionen (vgl. Schellnhuber/Sobek Konvent der Baukultur).
Als Brandenburgische Architektenkammer fordern wir geeignete Planungsverfahren und gesetzliche wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen für klimagerechtes Planen und Bauen. Die Kommunen und die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften wie auch private Bauherren sollen motiviert und qualifiziert werden, klimagerechtes und damit ressourceneffizientes Planen und Bauen in ihren alltäglichen Planungs- und Bauaufgaben umzusetzen. Die Bauordnungen und eingeführte technische Baubestimmungen sollen auf den Prüfstand gestellt werden. Die Länder sollen im Eigenbau hier eine Vorreiterrolle einnehmen.

AR: Die Brandenburgische Architektenkammer vertritt ihre Mitglieder, deren Interessen in ganz Brandenburg und die anerkannten Herausforderungen des Bau- und Siedlungswesens im Allgemeinen wie auch gemeinsam mit der Architektenkammer Berlin die gemeinsamen Interessen der Hauptstadtregion. Aus meiner Sicht kann ein Expert*innen-Rat erfolgreich sein, wenn es gelingt die Herausforderungen des klimagerechten Planens und Bauens auf die kommunale Ebene, also in die Städte und Gemeinden in Brandenburg und in die Berliner Bezirke zu bringen.

Das Interview wurde im Oktober 2022 geführt.