Prof. Alex Stomper
Professor für Finanzökonomie, Humboldt-Universität zu Berlin
Warum machen Sie Fallstudien zu Hausbesitzer*innen?
Die Kosten der energetischen Gebäudesanierung belaufen sich laut Schätzungen auf Billionen Euro. Es sieht so aus, als ob diese Kosten zum Großteil von Privatpersonen getragen werden müssen: Ca. 80 Prozent der Wohnungen in Deutschland sind im Eigentum von Privatpersonen und Private vermieten auch 60 Prozent aller Mietwohnungen.
Wir stellen uns Immobilien-Eigentümer oft als „reich“ vor. Tatsächlich finden wir aber häufig das Paradox vor, dass auch wohlhabende Leute von der „Hand in den Mund“ leben. Das Vermögen ist dann festgelegt, um höhere Rendite zu erzielen und steht nicht für umfangreiche Investitionen wie z.B. eine neue Heizungsanlage zur Verfügung.
Wie kann man die Akzeptanz für Wärmepumpen und Solaranlagen erhöhen?
Wir sehen Anzeichen dafür, dass es bei der energetischen Sanierung von Immobilien eine soziale Dimension geben könnte. Satellitenbilder zeigen zum Beispiel eine Ausbreitung von Solaranlagen auf Dächern, die suggeriert, dass Leute Vorbildern in ihrer Nachbarschaft folgen. Es Ist aber auch denkbar, dass Leute mit der Investition in eine solche Anlage einen bestimmten sozialen Status erreichen wollten. Wenn das der Fall sein sollte, so wäre wichtig, bei der Wärmewende in Quartieren zu denken, statt in Häusern. Man könnte zum Beispiel versuchen, durch gezielte Förderungen Ausbreitungs-„Herde“ für energetische Modernisierungsmaßnahmen in entsprechenden Quartieren zu schaffen.
Wie könnte man sonst noch Vorbilder schaffen?
Viel Charme haben ja auch die sogenannten “Wärmepumpen-Partys”. Da werden Bekannte und Interessenten zu Info-Veranstaltungen nach Hause eingeladen, und die stolzen Besitzer*innen der neuen Wärmepumpen berichten über ihre Erfahrungen und beantworten Fragen.
Das Interview wurde im August 2023 geführt.