Die Modellregion Berlin-Brandenburg
An dieser Stelle werden drei aktuelle sowie zukünftige Herausforderungen in der Region Berlin-Brandenburg zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung exemplarisch vorgestellt.
Klimakrise in urbanen Räumen am Beispiel Berlin
Laut Prognosen der Vereinten Nationen werden 2050 etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Bereits jetzt wohnen mehr als 75 Prozent der Deutschen in urbanen Räumen. Auch die Berliner Bevölkerung wächst – im Jahr 2030 soll die Vier-Millionenmarke erreicht werden.
Hitze, Starkregen, Hochwasser und Trockenheit erschweren zunehmend das urbane Leben. Steigende Temperaturen bedrohen vor allem ältere Menschen, Kleinkinder und Personen mit chronischen Erkrankungen. Eine aktuelle Umfrage der IHK Berlin, die sich mit körperlichen und psychischen Belastungen von Arbeitnehmer*innen und ihrer Produktivität durch Hitzewellen beschäftigt, ergab, dass sich ca. 40 Prozent der Befragten bisher nicht mit entsprechenden Anpassungsstrategien für ihren Betrieb befasst hätten.
Es bedarf daher Lösungen einer vernetzten Stadt- und Infrastrukturplanung, die sowohl innovative Baumaterialien, zukunftsweisende Mobilitätskonzepte als auch neue Flächennutzungsideen implizieren. Notwendig ist dabei die Einbeziehung von Stakeholder*innen und Bürger*innen, denn der Schutz des Klimas und Strategien zur Klimaanpassung sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Hierfür spielen Wissenstransfer sowie partizipatorische Lernangebote eine entscheidende Rolle.
Kohleausstieg als Chance für sozialökologische Transformation
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Vor allem auf die europäischen Kohleregionen kommen damit große Veränderungen zu. Um die Transformation nicht nur ökologisch, sondern auch sozialverträglich und ökonomisch zu gestalten, bedarf es kooperativer Ansätze und innovativer Ideen.
Die Bundesregierung hat für Deutschland das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ verabschiedet, mit dem die strukturpolitischen Empfehlungen der EU umgesetzt werden sollen. Die Lausitz wurde zur europäischen Modellregion als Referenz für weitere von der Dekarbonisierung betroffene Kohleregionen in Europa erklärt. Dort sollen Handlungs- und Forschungsfelder in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, Tourismus, Wirtschafts- und Siedlungsentwicklung realisiert werden.
Bislang wurden in der Forschung Verteilungswirkungen der notwendigen Transformationsprozesse zwischen Akteur*innen, Regionen und Nationen nicht genügend berücksichtigt. Für die gesellschaftlich-soziale Akzeptanz eines solchen weitreichenden Strukturwandels sind diese Analysen jedoch unverzichtbar. Anzustreben ist, dass Ergebnisse dieser trans- und interdisziplinären Forschungsprojekte auch kurzfristig erzielt werden, um auf gegenwärtige politische Entscheidungsprozesse einwirken zu können. Zudem müssen gewonnene Erkenntnisse für unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen aufgearbeitet und zugänglich gemacht werden.
Der Brandenburger Wald – fit für die Klimakrise?
Vor der Industrialisierung betrug der Anteil der Wälder an der Landmasse der Erde zwischen 55 und 60 Prozent, heute sind es noch ca. 30 Prozent. Die existierenden Wälder sind durch Rodungen zur Landgewinnung, Hitzeperioden und Waldbrände stark bedroht. Dabei tragen Wälder als wichtiger CO2-Speicher zum Klimaschutz bei, dienen als nachhaltiger Roh- und Energiestoff und fördern die Biodiversität.
Brandenburg gehört mit seinen 1,1 Millionen Hektar Wald zu den fünf waldreichsten deutschen Bundesländern. Die Waldgebiete bestehen allerdings vorrangig aus monotonen, wenig hitzeverträglichen Kiefernforsten. Nur etwa 13 Prozent der Brandenburger Wälder zeigen eine ursprüngliche Vielfalt an Baumarten. Für einen gesunden Wald, der sich an die veränderten Klimabedingungen anpassen kann, sollten wissenschaftliche Ergebnisse zu klimaresilienten Baumarten bei politischen und forstwirtschaftlichen Entscheidungen zukünftig stärker einbezogen werden.