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Jul 27, 2020 | Unkategorisiert

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CCC begrüßt Schwerpunktsetzung auf den Klimaschutz in Berlin

CCC begrüßt Schwerpunktsetzung auf den Klimaschutz in Berlin und fordert Investitionen in die Hauptfelder des Klimaschutzes und in die Wissenschaft als Impulsgeber für Klimaschutz-Innovationen in Berlin. Die Ankündigung der verhandelnden Koalitionspartner SPD und CDU, insgesamt bis zu zehn Milliarden Euro für den Klimaschutz in der Hauptstadt bereitstellen zu wollen, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Das Climate Change Center Berlin Brandenburg begrüßt diese deutliche Schwerpunktsetzung. Neben den dringend notwendigen Investitionen in die Hauptfelder des Klimaschutzes wie Bauen, Energie, Verkehr sind Investitionen in die Wissenschaft als Treiberin für neue Lösungen im Klimaschutz und eine Verwaltungsreform für effizientere Prozesse vonnöten.

Klimaschutz muss für die nächste Berliner Regierung Priorität haben – die Ankündigung der verhandelnden Koalitionspartner SPD und CDU dafür fünf Milliarden Euro jetzt und fünf Milliarden Euro später bereitstellen zu wollen, ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Es darf aber nicht nur bei der Ankündigung bleiben, sondern es muss auch der Wille zu den notwendigen Veränderungen vorhanden sein. Schon das bisherige Ziel, 70% Reduktion der Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990 bis 2030 zu reduzieren, droht außer Reichweite zu gelangen, wenn nicht alle Akteure in den nächsten Jahren beim Klimaschutz zusammenkommen. Der Druck aus der Zivilgesellschaft – so wie durch den Volksentscheid zum Klimaschutz in zehn Tagen – darf nicht nachlassen. Zentral, um die bestehenden Ziele für 2030 zu erreichen, sind drei Maßnahmenbereiche: Verkehr, Wärme, Bauen. Auch die Entscheidungsprozesse in der Verwaltung müssen deutlich beschleunigt werden.

Bild: Birgit Holthaus

„Investitionen in die Wissenschaft als Impulsgeber und Katalysator für Innovationen im Klimaschutz sind für eine schnelle Umsetzung von entscheidender Bedeutung.“ Hiermit reagiert Prof. Dr. Sophia Becker, Sprecherin des Climate Change Centers Berlin Brandenburg, auf die Ankündigung der künftigen Berliner Regierung. „Wir aus der Wissenschaft können anhand unserer zahlreichen Reallabore ganz zielgenau für die Region Berlin-Brandenburg aufzeigen, wie Klimaschutz und Klimaanpassung umgesetzt werden können. Dafür benötigen wir eine dauerhafte Finanzierung durch das Land, um mit den zentralen Akteuren vor Ort eng kooperieren und weitere Drittmittel einwerben zu können.“

„Die Verwaltungsreform ist eine wichtige Voraussetzung, um Klimaschutz umzusetzen. Es vergehen Jahre, bevor ein Quadratmeter Straße umgewidmet werden darf, und baurechtlich stehen auch aufgeschlossene Architekten vor immensen Hürden, um nachhaltige Aufstockung im inneren Stadtbereich genehmigt zu bekommen. Das Land Berlin kann hier durch einheitliche Digitalisierung der Verwaltungsprozesse sowie klare Verantwortlichkeiten der Behörden viel erreichen. Die digitale Verwaltung Estlands ist dabei ein Vorbild. Gleichzeitig muss sich das Land Berlin weiterhin im Bundesrat dafür einsetzen, die Straßenverkehrsordnung zu reformieren und Holzbauweise als Standard zuzulassen. Eine Verwaltungsreform ist notwendig, um das bisherige Schneckentempo in einen Sprint umzuwandeln“, erläutert Prof. Dr. Felix Creutzig, wissenschaftlicher Koordinator des Climate Change Centers Berlin Brandenburg.

„Mit dem Sondervermögen für Klimaschutz, Resilienz und Transformation in Höhe von 10 Milliarden Euro kann eine Klimaschutzoffensive für Lösungen, die durch breites wissenschaftliches, unternehmerisches und gesellschaftliches Knowhow getragen wird, auf die Beine gestellt werden. Die wissenschaftliche Expertise, die im CCC vernetzt ist, kann hierfür ein echter Game-Changer sein“, betont Prof. Dr. Christian Thomsen, Sprecher des Expert*innenrates des Climate Change Centers.

Das Netzwerk des Climate Change Centers (CCC) Berlin Brandenburg, in dem sechs große Universitäten aus Berlin und Potsdam sowie über 30 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Berlin-Brandenburg vertreten sind, erhält aus Mitteln des Berliner Senats für Wissenschaft, Pflege, Gleichstellung und Gesundheit eine Anschubförderung im Doppelhaushalt 2022/23. Initiiert wurden Forschungs- und Transfervorhaben mit Bezug zu den Sektoren mit den größten Emissionen in der Metropolregion. Aber auch flankierende Aspekte im umweltpsychologischen Bereich wie Bildung, Kommunikation und Kunst werden von den CCC-Forscher*innen unter die Lupe genommen. Perspektivisch soll zusätzlich mit Unterstützung der Einstein Stiftung Berlin der Austausch mit renommierten Public-Policy-Instituten international führender Universitäten weiter verstärkt werden.

Weitere Informationen: www.climate-change.center

Prof. Dr. Sophia Becker, Sprecherin des Climate Change Centers Berlin Brandenburg, ist Vizepräsidentin der Technischen Universität Berlin für Nachhaltigkeit, interne Kommunikation, Transfer und Transdisziplinarität und Professorin für nachhaltige Mobilität und transdisziplinäre Forschungsmethoden

Prof. Dr. Christian Thomsen, Co-Sprecher des Climate Change Center Berlin Brandenburg und Leiter des CCC-Expert*innenrates, ist Professor für Festkörperphysik an der Technischen Universität Berlin. Von 2014-2022 war er Präsident der TU Berlin.

Prof. Dr. Felix Creutzig, wissenschaftlicher Koordinator des Climate Change Center Berlin Brandenburg, ist Gruppenleiter am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change in Berlin, Professor für nachhaltige Stadtökonomie an der Technischen Universität Berlin und Mitglied des Berliner Klimaschutzrats.

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CCC welcomes focus on climate protection in Berlin

CCC welcomes focus on climate protection in Berlin and calls for investments in the main fields of climate protection and in science as a driver for climate protection innovations in Berlin.
The announcement by the negotiating coalition partners SPD and CDU to provide a total of up to ten billion euros for climate protection in the capital is a big step in the right direction. The Climate Change Center Berlin Brandenburg welcomes this clear focus. In addition to the urgently needed investments in the main areas of climate protection such as construction, energy, transport, investments in science as a driver for new solutions in climate protection and an administrative reform for more efficient processes are needed.

Climate protection must be a priority for the next Berlin government - the announcement by the negotiating coalition partners SPD and CDU that they want to provide five billion euros for this now and five billion euros later is a big step in the right direction. However, the announcement must not be enough; there must also be the will to make the necessary changes. Even the previous target of a 70% reduction in greenhouse gas emissions compared with 1990 levels by 2030 is in danger of falling out of reach unless all the players come together on climate protection in the next few years. Pressure from civil society - as demonstrated by the referendum on climate protection in ten days' time - must not let up. Central to achieving the existing 2030 targets are three areas of action: Transport, Heat, Building. Decision-making processes in the administration must also be significantly accelerated.

Image: Birgit Holthaus

"Investing in science as a driver and catalyst for innovation in climate protection is crucial for rapid implementation." This is the reaction of Prof. Dr. Sophia Becker, spokesperson of the Climate Change Center Berlin Brandenburg, to the announcement by the future Berlin government. "We from the scientific community can use our numerous real laboratories to show very precisely for the Berlin-Brandenburg region how climate protection and climate adaptation can be implemented. To do this, we need permanent funding from the state so that we can cooperate closely with key players on the ground and attract further third-party funding."

"Administrative reform is an important prerequisite for implementing climate protection. Years pass before a square meter of street can be rezoned, and in terms of building law, even open-minded architects face immense hurdles in getting sustainable additions in the inner city approved. The state of Berlin can achieve a great deal here through the uniform digitization of administrative processes and clear responsibilities for the authorities. Estonia's digital administration is a model in this regard. At the same time, the state of Berlin must continue to lobby the Bundesrat to reform the road traffic regulations and allow timber construction as a standard. Administrative reform is necessary to turn the current snail's pace into a sprint," explains Prof. Dr. Felix Creutzig, scientific coordinator of the Climate Change Center Berlin Brandenburg.

"With the special fund for climate protection, resilience and transformation in the amount of 10 billion euros, a climate protection offensive for solutions supported by broad scientific, entrepreneurial and social know-how can be set in motion. The scientific expertise that is networked in the CCC can be a real game changer for this," emphasizes Prof. Dr. Christian Thomsen, spokesman for the Climate Change Center's Council of Experts.

The network of the Climate Change Center (CCC) Berlin Brandenburg, in which six major universities from Berlin and Potsdam as well as more than 30 non-university research institutions in Berlin-Brandenburg are represented, will receive start-up funding from the Berlin Senate for Science, Care, Equality and Health in the 2022/23 double budget. Research and transfer projects related to the sectors with the highest emissions in the metropolitan region were initiated. However, the CCC researchers are also taking a close look at flanking aspects in the field of environmental psychology, such as education, communication and art. In the future, the exchange with renowned public policy institutes at leading international universities will be further intensified with the support of the Einstein Foundation Berlin.

Further information: www.climate-change.center

Prof. Dr. Sophia Becker, spokesperson of the Climate Change Center Berlin Brandenburg, is Vice President for Sustainability, Internal Communication, Transfer and Transdisciplinarity at Technische Universität Berlin and Professor for Sustainable Mobility and Transdisciplinary Research Methods.

Prof. Dr. Christian Thomsen, co-spokesperson of the Climate Change Center Berlin Brandenburg and head of the CCC Expert Council, is Professor of Solid State Physics at the Technische Universität Berlin. He was president of the TU Berlin from 2014-2022.

Prof. Dr. Felix Creutzig, scientific coordinator of the Climate Change Center Berlin Brandenburg, is group leader at the Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change in Berlin, professor for sustainable urban economics at the Technische Universität Berlin and member of the Berlin Climate Protection Council.

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Ineke Hans

Prof. Design & Social Context

Ihre Projekte im Design & Social Context zielen darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den angewandten Künsten, Kultur-, Industrie- und Technologiepartner*innen einschließlich der Forschungslabore zu intensivieren. Inwieweit ist das für die Erforschung klimawandelbezogener Fakten relevant?

Produktdesigner*innen haben eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe in Bezug auf (Über-)Produktion, Konsum, Nachhaltigkeit und Klimawandel. Wir müssen unsere Erfahrungen sowie “Problemlösungskompetenzen” und Erfahrungen aus der Produktion gezielt einsetzen, uns aktiv und strategisch positionieren und besser mit Produzent*innen, der Politik sowie der Forschung zusammenarbeiten. Nur Produkte zu entwerfen, ist für mich nicht von so großem Interesse. Es geht nicht nur um das Design oder die Person, die dieses Design erarbeitet, sondern auch darum, ob die Endprodukte gesellschaftliche Relevanz besitzen und welche Auswirkungen sie haben. In der Bauhaus-Ära standen zB. neue Technologien, wie das Biegen von Stahl zur Herstellung eines neuartigen Möbeldesigns, im Fokus. Es ist spannend zu sehen, wie heutzutage die “angewandte Kunst” ganz anders interpretiert und umgesetzt wird. Neue Materialien und Technologien bieten gute Alternativen bzw. können zu nachhaltigen Innovationen führen. Außerdem gibt es viele interessante Entwicklungen aus Forschungslaboren, die meine Studierenden für neue, intelligente und nachhaltige Anwendungen nutzen können, die zu unserem sich ändernden Verhalten und Lebensalltag passen. Letztlich müssen wir aber immer kritisch bleiben und uns fragen: Brauchen wir das WIRKLICH?

Was sind aktuelle Projekte, in denen Sie sich zusammen mit Ihren Studierenden mit dem Thema Design und Klimawandel beschäftigen?

Ich versuche, meinen Studierenden zu vermitteln, wie man gute und nützliche Produkte entwirft. In meiner eigenen Ausbildung in den Niederlanden habe ich gelernt, immer kritisch zu sein und alles zu hinterfragen. Es ist wichtig, den Kontext zu kennen, in dem und für den man entwirft, sowie einen Blick für gesellschaftliche Themen, Innovationen und auch historische Bezüge zu haben. In meinen Lehrveranstaltungen werden diese Aspekte diskutiert, aber die Studierenden werden auch ermutigt, Kontexte selbst gründlich zu erforschen und dazu eigene passende Konzept zu erstellen. Im kommenden Wintersemester 2021/22 arbeiten wir am Projekt “SUPERMARKET OF THE FUTURE”, in dem danach gefragt wird, wie wir anders mit Verpackungen umgehen und Mehrweg-Systeme entwickeln können? Das kann zu neue entwurfe und systeme führen aber dabei sind auch radicalere denkweisen erlaubt: Was wäre zum Beispiel, wenn man allen Supermarktprodukten den Wassergehalt entziehen könnte? Möglicherweise könnte dann nicht nur das physische Volumen des Supermarkts, sondern auch das Transportvolumen erheblich reduziert werden. Bei diesem Supermarkt-Projekt arbeiten wir mit Wirtschaftsstrateg*innen, auch hier sollen meine Studierenden lernen, über eigene, neue Strategien nachzudenken und diese zu kommunizieren.

Vor welchen Chancen und Herausforderungen stehen Kunst und Design zukünftig bei Umwelt- und Klimaschutzfragen mit Blick auf die Region Berlin Brandenburg?

Viele Klimaschutzfragen reichen natürlich über die Region Berlin Brandenburg hinaus. Es ist also auch hierbei wichtig, über den Tellerrand zu schauen. Die Zeit für Veränderungen ist knapp, so dass nicht jeder einzeln den gleichen Fragen nachgehen, sondern ein gemeinsamer Erfahrungenaustausch angestrebt werden sollte. Das Interview wurde im Oktober 2021 geführt.

Weitere Infos

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Gülcan Nitsch

Geschäftsführende Gesellschafterin, Yeşil Çember – ökologisch, interkulturell gGmbH

Mit Yeşil Çember haben Sie ein interkulturell-ökologisches Netzwerk für Umweltthemen und nachhaltige Lebensstile in der türkischen Kultur geschaffen. Wie wichtig ist die interkulturelle, gesellschaftliche Zusammenarbeit beim Schutz von Klima und Natur?

Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle Menschen betreffen – egal, welche Sprache sie sprechen. Alle Menschen tragen Verantwortung und können zum Klima- und Naturschutz beitragen. Es sollte für alle deutsche Umweltakteur*innen selbstverständlich sein, dass auch die migrantische Akteur*innen angesprochen und als Partner*innen gewonnen werden. Nur so können wir die große Herausforderung Klimawandel erfolgreich bewältigen. Yeşil Çembers Ansatz ist denkbar einfach: Bereits bekannte Themen neu denken und mit interkulturellen Partnerschaften verknüpfen. Dazu gehören z. B. klimafreundliches Fastenbrechen, müllfreie Picknicks, Pflanzaktionen. Diese Begegnungen zwischen deutschen Akteur*innen und den migrantischen Communities schaffen Vertrauen und bilden inspirierende Zukunfts-Brücken. Um diesen kultursensiblen Ansatz zu verbreiten, bietet Yeşil Çember interkulturelle Beratungen an.

In welchen Arbeitsfeldern des CCC kann sich die TU Berlin mit ihrer Expertise in Forschung, Lehre und Transfer einbringen?

Von den vier „Solution Areas“ des CCC – Society, Nature, Technology, Urban and Rural – sind natürlich die beiden letztgenannten von besonderer Bedeutung für uns. Angefangen bei der Batterieforschung bis hin zur Stadtplanung – unsere Fachgebiete decken ein großes Spektrum ab. Wir haben sehr gute Ökonom*innen, die sich mit dem facettenreichen Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, Biotechnolog*innen, die Pilze als Baumaterialien entwickeln, oder Expert*innen, die in Richtung Environmental Humanities denken.
Ebenso können wir die Erfahrungen, die wir etwa mit dem neuen Studiengang „Design & Computation“ sammeln, auf klimabezogene Themen ausweiten. Hier wurde universitätsübergreifend ein interdisziplinärer, forschungsorientierter Masterstudiengang zwischen der Universität der Künste Berlin und der Technischen Universität Berlin etabliert. Im Studienverlauf wird das Verhältnis von Individuum, Technik und Gesellschaft ganz grundsätzlich in den Blick genommen – welches ja auch zur Bewältigung des Klimawandels neu austariert werden muss.
Nennen kann ich als Beitrag der TU Berlin zusätzlich unsere gezielte Start-up-Förderung, die zum schnellen Umsetzen der Ideen, die im CCC entstehen, beitragen wird.

Durch welche Erfolgsbeispiele aus Ihrer langjährigen Arbeit wird deutlich, was jede*r Einzelne im Alltag dazu beisteuern kann, um Ressourcen zu schonen und ökologisch nachhaltig zu leben?

Wir schulen seit Jahren Umweltbotschafter*innen, die ihr Wissen und Erfahrung an die Freunde und Bekannte weitergeben. Wir bekommen sehr viel positives Feedback, z. B. sagen viele: „Warum hat uns das bisher keiner gesagt, dass unser Konsumverhalten solche schlimmen Folgen hat“. Viele Menschen sind im Herzen bereit, etwas Gutes für die Zukunft ihrer Kinder zu tun. Nur manche wissen nicht genau, was konkret sie dafür tun können. Nach unserer kultursensiblen und niederschwelligen Umweltschulung wechseln sie den Stromanbieter und die Bank, kaufen unverpackt und regional ein, essen weniger Fleisch, schauen nach den Siegeln und hinterfragen die Produktketten. Der neu erworbene Lebensstil wird dann beim Tee stolz weitererzählt und der ökologische Wandel geht weiter...

Das Interview wurde im August 2021 geführt.

Weitere Infos zu Yeşil Çember

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Gunnar Heyne

Head of the Berlin Forestry Commission, Senate Department for the Environment, Transport and Climate Protection

How has the work of the Berlin Forestry Commission changed as a result of the changes in the climate and extreme weather conditions that we are now also seeing in Germany?

Berlin’s forest is being impacted visibly and measurably by the climate crisis. Long periods of drought and high temperatures for the fourth year in a row are putting an enormous strain on the forest. The recent report on the forest’s condition confirms these worrying developments. Pines – which make up 60 percent of the trees in Berlin’s woodlands – are particularly struggling. With this in mind, we have significantly enhanced our efforts to protect the forest by introducing targeted climate adaptation measures. For example, considerably more resources are now required to keep forest paths and roads safe. Damaged and dead trees must be continually maintained or even cut down so that they do not pose a hazard to people using the woods for leisure. Similarly, preventing and fighting forest fires has in recent years become a bigger task than it has been for a long time. We have been mitigating the risks to our forests for many years with a large-scale program to produce climate-stable mixed-species forests. But as foresters, we think in terms of centuries. The old pines in Berlin’s forests are 100 to 150 years old. Back then, no one thought about climate change. We are now dealing with completely new questions, such as which tree species will make for a stable forest in 100 years. At the same time, people are increasingly concerned about the forest. We receive many inquiries about the state of the woodlands and what we as the Berlin Forestry Commission are doing to preserve them. Lots of people want to get involved and plant trees themselves.

What measures will policymakers, businesses and research institutions need to take going forward in order make forestry sustainable in the Berlin/Brandenburg metropolitan region?

To meet the upcoming challenges, the Senate has significantly increased the human and financial resources available to the Berlin Forestry Commission. An additional three million euros has been allocated to the commission until the end of 2021 for forest restructuring, fire prevention, and maintenance and protection. We have also created 20 new positions (some of which have already been filled) for qualified personnel to manage the growing tasks of traffic safety in recreational forests and of transitioning to climate-stable near-natural mixed-species woodlands. We also need an ongoing dialog with the people living in the city. We depend on their acceptance and support to achieve this historic task. Environmental education is crucial in this regard – people only want to protect what they understand. That’s why our nine Berlin forest schools play a key role for us. I expect science and research to provide insights into climate predictions and dynamics. This is the only way we can make long-term decisions about our woodlands. We are also aided by findings from forest botany, which can guide us on crucial questions around the selection of tree species and managing the forest’s development.

What can people do in their everyday lives to protect trees and woodlands from the impacts of climate change?

Forests are natural carbon sinks. Preserving and expanding them worldwide is an important contribution to mitigating climate change – as is using durable wood products. Once CO2 has been stored in the wood, it remains there until it is used for energy or until the wood rots. Any activity which helps protect the climate also directly protects forests and is the best investment in the future. The warmer and drier it gets, the more pressure the forest is under. So we must behave and act responsibly towards our environment. The interview was conducted in early June 2021.

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Gunnar Heyne

Leiter der Berliner Forsten, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

Wie hat sich die Arbeit im Landesforstamt Berlin durch die inzwischen auch hierzulande spürbaren Klimaveränderungen und Extremwetterlagen verändert?

Der Berliner Wald leidet sicht- und messbar unter der Klimakrise. Lange Trockenheitsphasen und hohe Temperaturen im vierten Jahr in Folge setzen dem Wald enorm zu. Der aktuelle Waldzustandsbericht belegt die besorgniserregenden Entwicklungen. Insbesondere die Kiefern – die 60 Prozent der Berliner Waldbäume ausmachen – kämpfen. Deshalb haben wir unsere Anstrengungen zum Waldschutz mit definierten Klimaanpassungsmaßnahmen deutlich erhöht. So hat sich z.B. der Aufwand zur Verkehrssicherung entlang der Waldwege und -straßen enorm erhöht. Laufend müssen geschädigte und abgestorbene Bäume so gepflegt oder auch gefällt werden, dass sie für die Erholungssuchenden keine Gefahr mehr darstellen. Ebenso waren Aspekte der Waldbrandprävention und -bekämpfung lange nicht so bedeutend, wie in den letzten Jahren. Wir steuern den Risiken für unsere Wälder seit vielen Jahren mit einem groß angelegten Mischwaldprogramm entgegen – um klimastabile Mischwälder zu erzeugen. Als Förster denken wir allerdings in Jahrhunderten. Die alten Kiefern in Berlins Wäldern sind 100 oder 150 Jahre alt. Damals dachte niemand an den Klimawandel. Daher sind wir jetzt mit ganz neuen Fragen befasst: Welche Baumarten machen den stabilen Wald in 100 Jahren aus? Wir erleben aber auch eine steigende Sorge der Menschen um den Wald. Uns erreichen viele Fragen zum Zustand des Waldes und was wir als Berliner Forsten für seinen Erhalt tun. Viele Menschen wollen sich sogar selber beteiligen und Bäume pflanzen.

Welche Maßnahmen müssen zukünftig von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ergriffen werden, um nachhaltige Forstwirtschaft in der Metropolregion Berlin Brandenburg zu ermöglichen?

Um die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können, hat der Senat die personellen und finanziellen Ressourcen der Berliner Forsten erheblich erhöht. Für Waldumbau, Waldbrandvorsorge und die erforderliche Pflege und Sicherung stehen den Berliner Forsten bis Ende 2021 zusätzlich drei Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem wurden oder werden 20 zusätzliche Stellen mit qualifizierten Fachkräften besetzt, um die wachsenden Aufgaben der Verkehrssicherung in den Erholungswäldern und den Umbau zu klimastabilen naturnahen Mischwäldern zu bewerkstelligen. Zudem sind wir auf den Dialog mit der Stadtgesellschaft angewiesen. Wir brauchen Akzeptanz und Unterstützung, um diese Jahrhundertaufgabe bewältigen zu können. Ganz wichtig ist dabei auch die Umweltbildung – nur was man kennt, möchte man schützen. Daher spielen unsere neun Berliner Waldschulen für uns eine bedeutende Rolle. Von der Wissenschaft erwarte ich mir fundierte Erkenntnisse zu Klimaprognosen und -dynamiken. Nur so können wir langfristige waldbauliche Entscheidungen treffen. Dabei helfen uns auch Erkenntnisse aus der Forstbotanik, die uns in den entscheidenden Fragen zur Baumartenwahl und damit zur Steuerung der Waldentwicklung beraten kann.

Was jede*r Einzelne im Alltag beachten / dazu beisteuern, um besonders Bäume und Wälder vor Klimawandelschäden zu schützen?

Wälder sind natürliche Kohlenstoffspeicher. Sie weltweit zu erhalten und zu mehren ist genauso ein Beitrag zum Klimaschutz, wie die Nutzung möglichst langlebiger Holzprodukte. Einmal im Holz eingelagertes CO2 bleibt dort gebunden bis es energetisch genutzt wird oder verrottet. Jede Form von aktivem Klimaschutz ist unmittelbarer Waldschutz und die beste Zukunftsinvestition. Je wärmer und trockener es wird, desto mehr steht der Wald unter Druck. Wir alle sind also aufgefordert, uns in unserem Umfeld verantwortungsvoll zu verhalten und zu handeln. Das Interview wurde Anfang Juni geführt.

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PONDERFUL: POND Ecosystems for Resilient FUture Landscapes in a changing climate

The name says it all, given that the project is all about pond ecosystems. Studies suggest that, because of their abundance, heterogeneity, biodiversity and biogeochemical potency, ponds play an important role in mitigating the impacts of climate change.

Under the leadership of the University of Vic (Spain), researchers from eleven countries – including Thomas Mehner and Luc De Meester from the Leibniz Institute of Freshwater Ecology and Inland Fisheries (IGB) in Berlin – are investigating what benefits ponds and pondscapes have to offer in tackling climate change, conserving biodiversity and providing ecosystem services to mankind.

Because of their small size, the significance of ponds has long been underestimated and they lie largely outside regulatory systems in administration and politics. However, research over the last 10 to 15 years has shown that, thanks to their abundance, heterogeneity, exceptional biodiversity, inherent naturalness and biogeochemical potency, ponds play an important role in catchments, landscapes, and potentially even at continental scales – what is completely out of proportion to their small size.

Image: Thomas Mehner

Ponds contain 30 to 50 percent of the world’s standing waters and give habitat to 70 percent of regional freshwater species in Europe, of which many are rare, endemic or threatened. Moreover, ponds play a significant role in mitigating and adapting to climate change and deliver multiple ecosystem services such as carbon processing and storage, water provisioning, flood control, groundwater recharge, and recreational benefits. However, in the course of the 20th century, 50 to 90 percent of ponds got lost in European countries.

Thus, the overarching aim of the PONDERFUL project is to develop improved methods for sustainably using, managing and conserving ponds and pondscapes. Research in PONDERFUL will increase understanding of the ways in which ponds, as nature-based solution (NBS), can contribute to mitigate and adapt to climate change, protect biodiversity and ensure ecosystem services.

The project has five main components:

  1. Develop a strategic approach to engagement with stakeholders, to ensure that they are able to effectively implement the benefits of ponds as nature-based solutions
  2. Generate extensive new biodiversity and ecosystem services datasets, to better establish the relationship between pond biodiversity and the delivery of ecosystem services
  3. Establish predictive models that enable us to test and optimise practical scenarios for the design and use of ponds and nature-based solutions in the context of global warming
  4. Create a set of demonstration sites across Europe which show to practitioners and policy makers how ponds can help to mitigate and adapt to the effects of climate change
  5. Ensure that the project’s outputs are widely known to policy makers, practitioners and other stakeholders

The project is led by the University of Vic (Spain) and brings together experienced researchers from nine European states and from Turkey and Uruguay. It started in December 2020, and runs for four years. IGB is one of 18 project partners who are working together to deliver this important and innovative project.

PONDERFUL is a H2020 “Research and Innovation Programme” project funded by the European Union within the Call “Inter-relations between climate change, biodiversity and ecosystem services”.

For more on this project
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PONDERFUL: POND Ecosystems for Resilient FUture Landscapes in a changing climate

Der Name ist Programm, denn in dem Projekt dreht sich alles um Teichökosysteme (engl. Ponds). Studien legen nahe, dass diesen wegen ihrer Anzahl, ihrer Heterogenität und Biodiversität sowie ihrer biogeochemischen Besonderheiten eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Folgen des Klimawandels zukommt.

Unter der Leitung der Universität Vic (Spanien) untersuchen Forschende aus elf Ländern – darunter Thomas Mehner und Luc De Meester vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin –, welchen Nutzen Teiche und Teichlandschaften für die Bewältigung des Klimawandels, den Erhalt der Biodiversität und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen für den Menschen haben.

Wegen ihrer geringen Größe wurde lange unterschätzt, welche Funktion Teiche erfüllen. Noch immer finden sie in Regelwerken und gesetzlichen Bestimmungen kaum Berücksichtigung. Wie jedoch die Forschung der letzten zehn bis 15 Jahre zeigen konnte, spielen Teiche aufgrund ihrer Häufigkeit, Heterogenität, außergewöhnlichen Biodiversität, inhärenten Natürlichkeit und biogeochemischen Potenz eine wichtige Rolle in Einzugsgebieten, Landschaften und möglicherweise sogar auf kontinentaler Ebene, die in keinem Verhältnis zu ihrer geringen Größe steht.

Bild: Thomas Mehner

Teiche machen weltweit 30 bis 50 Prozent der stehenden Gewässer aus. Sie beherbergen 70 Prozent der regionalen Süßwasserarten in Europa, von denen viele endemisch, selten oder bedroht sind. Zudem spielen Teiche eine wichtige Rolle bei der Abschwächung der Folgen des Klimawandels und der Anpassung an diesen und erbringen vielfältige Ökosystemleistungen, etwa für die Kohlenstoffregulierung, die Wasserversorgung, den Hochwasserschutz, die Grundwasserneubildung oder auch die Naherholung. Allerdings gingen im Laufe des 20. Jahrhunderts in den europäischen Ländern 50 bis 90 Prozent aller Teiche verloren.

Ziel des PONDERFUL-Projekts ist es daher, verbesserte Methoden für die nachhaltige Nutzung, das Management und den Schutz von Teichen und Teichlandschaften zu entwickeln. Die Arbeiten in PONDERFUL sollen das Verständnis dafür erhöhen, wie Teiche als naturbasierte Lösung (nature-based solution, NBS) einen Beitrag dazu leisten können, den Klimawandel abzumildern und sich diesem anzupassen, die biologische Vielfalt zu erhalten und zugleich wertvolle Ökosystemleistungen sicherzustellen.

Das Projekt hat fünf Säulen:

  1. Entwicklung eines strategischen Ansatzes für die Zusammenarbeit mit Interessenvertreter*innen, um sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, die Vorteile von Teichen als naturbasierte Lösungen effektiv zu nutzen.
  2. Erstellung umfangreicher neuer Datensätze zu Biodiversität und Ökosystemleistungen, um die Beziehung zwischen der Biodiversität von Teichen und der Bereitstellung von Ökosystemleistungen aufzudecken.
  3. Entwicklung von Vorhersage-Modellen, die es uns ermöglichen, praktische Szenarien für die Nutzung von Teichen und naturbasierten Lösungen im Hinblick auf den Klimawandel zu testen und zu optimieren.
  4. Etablierung einer Reihe von Demonstrationsstandorten in Europa, die Praktiker*innen und politischen Entscheidungsträger*innen zeigen, wie Teiche dazu beitragen können, die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen und sich an diesen anzupassen.
  5. Vermittlung der Ergebnisse an politische Entscheidungsträger*innen, Praktiker*innen und andere Stakeholder vor Ort.

Das Projekt, das von der Universität Vic (Spanien) geleitet wird, bringt erfahrene Forscher*innen aus neun europäischen Staaten sowie aus der Türkei und Uruguay zusammen. Es hat im Dezember 2020 begonnen und läuft über vier Jahre. Das IGB ist einer von 18 Projektpartnern, die zusammen dieses wichtige und innovative Projekt durchzuführen.

PONDERFUL ist ein H2020 “Research and Innovation Programme” Projekt, das von der Europäischen Union im Rahmen des Calls “Interrelations between climate change, biodiversity and ecosystem services” gefördert wird.

Mehr zum Projekt
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Dr. Judith Schildt

Programme Director International Climate Protection Fellowships, Alexander von Humboldt Foundation

Dr. Judith Schildt, you manage the Alexander von Humboldt Foundation's International Climate Protection Fellowship Program. What does the program involve and what are the Foundation’s aims in running it?

Through the International Climate Protection Fellowships, the Alexander von Humboldt Foundation enables young leaders from research and practice to implement scientific projects with partners in Germany in the fields of climate protection and climate-related resource conservation. As future decision-makers and ambassadors in this area, young leaders exchange knowledge, methods and techniques with hosts in Germany. The program aims to help achieve Agenda 2030 and the Sustainable Development Goals: We support young leaders whose projects contribute to climate change mitigation, adaptation strategies, ecosystem and biodiversity conservation, and the sustainable use of seas and oceans. Sustainability issues related to natural resources, resource-conserving consumption and urban development are also addressed. The fellowship program is funded by the International Climate Initiative of the German Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety.

Your fellowship program is international in scope. What role do regions such as Berlin and Brandenburg play in climate protection and climate-related resource conservation?

Successful research is about collaboration. The Alexander von Humboldt Foundation facilitates new and long-term connections and collaborations with experts in Germany. Our fellows are able to choose their own hosts independently. The climate protection fellows regularly become team members at partners in the Berlin and Brandenburg regions, often at one of the universities or non-university institutes affiliated to the Climate Change Center Berlin Brandenburg. The hosts at partners such as Freie Universität Berlin and the Potsdam Institute for Climate Impact Research support the successful implementation of the fellows’ projects and facilitate contacts with further partners and institutions.

The fellowships allow young leaders to gain further climate-related expertise. What long-term effects do you hope this will have?

Germany is taking a leading role on climate and climate-related resource conservation as well as on the challenges that climate change poses for global society. Young international leaders from developing countries and emerging economies who work in science, research, industry and politics are important players in this collaboration. International experts show a great deal of interest in Germany as an attractive location for research and training. We want to meet that interest and support the long-term transfer of knowledge, expertise and technology. The fellows take the knowledge gained in Germany about climate and resource protection back to their countries of origin and apply it to local and regional challenges. They develop strategies and design measures to combat the negative impacts of climate change on the environment and society. This increases the chances of successful international cooperation on climate protection. The interview took place in May 2021. Further information

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Dr. Judith Schildt

Referentin Internationale Klimaschutzstipendien, Alexander von Humboldt-Stiftung.

Frau Dr. Judith Schildt, Sie managen das Internationale Klimaschutzstipendien-Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung. Welche Inhalte und Ziele verfolgt die Stiftung mit diesem Programm?

Mit den Internationalen Klimaschutzstipendien ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung Nachwuchsführungskräften aus Wissenschaft und Praxis die Durchführung wissenschaftlicher Vorhaben mit Kooperationspartner*innen in Deutschland in den Bereichen Klimaschutz und klimarelevanter Ressourcenschutz. Nachwuchsführungskräfte als zukünftige Entscheidungsträger*innen und Multiplikator*innen tauschen wechselseitig Wissen, Methoden und Techniken mit Gastgeber*innen in Deutschland aus. Im Sinne der Agenda 2030 und den damit verbundenen Zielen für nachhaltige Entwicklung strebt das Programm an, einen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele zu leisten: Wir fördern Nachwuchsführungskräfte, die mit ihren Vorhaben zur Bekämpfung des Klimawandels, zu Anpassungsstrategien, zum Erhalt von Ökosystemen und Biodiversität und zur nachhaltigen Nutzung von Meeren und Ozeanen beitragen. Ebenso werden Nachhaltigkeitsthemen mit Bezug zu natürlichen Ressourcen, ressourcenschonendem Konsum und Stadtentwicklung adressiert. Finanziert wird das Stipendienprogramm aus Mitteln der Internationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Ihr Stipendienprogramm ist international ausgelegt. Welche Rolle spielen vor diesem Hintergrund Regionen wie Berlin und Brandenburg in den Bereichen Klimaschutz und klimarelevanter Ressourcenschutz?

Erfolgreiche Wissenschaft lebt von der Zusammenarbeit. Die Alexander von Humboldt-Stiftung fördert den Aufbau langfristiger Kontakte und Kooperationen mit Fachkolleg*innen in Deutschland. Die Wahl der Gastgeberin oder des Gastgebers ist dabei für unsere Geförderten frei und erfolgt eigenständig. Die Klimaschutzstipendiat*innen werden regelmäßig Teammitglied bei Kooperationspartner*innen in den Regionen Berlin und Brandenburg und insbesondere an einer der am Climate Change Center Berlin Brandenburg angebundenen Universitäten und außeruniversitären Institute. Die Gastgeber*innen, z.B. an der Freien Universität Berlin oder am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, schaffen die Bedingungen für die erfolgreiche Durchführung des Vorhabens der Stipendiat*innen und vermitteln notwendige Kontakte zu weiteren Partner*innen oder Institutionen.

Die Stipendien ermöglichen Nachwuchsführungskräften eine Weiterqualifikation in klimarelevanten Themen. Welche langfristigen Effekte erhoffen Sie sich dadurch?

Deutschland nimmt eine Führungsrolle in Fragen des Klima- und klimarelevanten Ressourcenschutzes und den mit dem Klimawandel verbundenen globalgesellschaftlichen Herausforderungen ein. Internationale Nachwuchsführungskräfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die in Wissenschaft, Forschung, Industrie und Politik tätig sind, sind wichtige Adressaten der Kooperation. Das hohe Interesse der internationalen Expert*innen an Deutschland als attraktivem Forschungs- und Weiterbildungsstandort wollen wir unterstützen und einen langfristigen Wissens-, Knowhow- und Technologietransfer langfristig fördern. Die Stipendiat*innen nehmen das in Deutschland generierte Wissen über Klima- und Ressourcenschutz in ihre Herkunftsländer mit und wenden es auf lokale und regionale Herausforderungen an. Sie konzipieren Strategien und gestalten Maßnahmen gegen die negativen Effekte des Klimawandels auf Umwelt und Gesellschaft. So werden die Chancen für eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit beim Klimaschutz erhöht. Das Interview wurde im Mai 2021 geführt. Mehr Infos zum Programm

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Weitere Partner

Climate Change Center

Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Bundesinstitut für Risikobewertung

Centre Marc Bloch

Climate Analytics

Climate Focus

Deutsches Archäologisches Institut

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam

DLR Institut für Verkehrsforschung

DLR-Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe

Ecologic Institute

Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf

Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Helmholtz-Zentrum Berlin

Research Institute for Sustainability

Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität

Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

Leibniz-Zentrum Moderner Orient

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change

Physikalisch-Technische Bundesanstalt

Reiner Lemoine Institut

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

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Prof. Dr. Annegret Thieken

Professor for Geography and Disaster Risk Research Group, Institute of Environmental Science and Geography, University of Potsdam

We have seen more and more extreme weather situations in Germany in recent years. How has this changed the focus of disaster risk management?

Time and again, extreme weather, such as heavy rain or heat, catches us unprepared and results in huge damage, particularly in cities. In cities, you have a lot of material assets – in other words buildings and infrastructures – as well as people concentrated in comparatively small areas. Urban structures themselves can also cause an increase in weather events and their effects. Impervious surfaces, for example, increase the quantity of surface runoff. To put it more simply: Less rain trickles away and when intensive rain falls this can result in flooding if the canalization system is unable to drain the water off. Dense urban structures can also create heat islands in the summer. Cooling down at night is less in cities than in the surrounding countryside. As a result, urban populations suffer more negative health impacts due to heat. During the summer of 2018, the Robert Koch Institute (RKI) recorded 490 heat-related deaths in Berlin alone. The heat represents a particular problem for older people due to the strain it places on their cardiovascular systems. There are many areas research can examine to avoid or reduce the effects of extreme weather. Regional development planning and urban planning are two areas which play a particularly significant role in avoiding the damage caused by natural hazards The question is, how best to do this: What are the most effective starting points for climate adaptation and disaster risk reduction in planning? Creating a green city is an effective way to cushion the effects of both heavy rain and heat waves. But how can we create more green areas or green our buildings or prevent existing green areas from being built on? How can we ensure water supply for plants during dry and hot summers?

How can adapting protect us from future heavy rain events?

About one year ago, we conducted an online survey in Berlin as part of the German Research Foundation funded research training group “NatRiskChange”. We asked people who had been affected by heavy rain in recent years about the impacts as well as the warning and preparation for such events. We will be publishing a report shortly on our website (www.natriskchange.de). Due to the impact of COVID-19, it has not been easy to motivate enough people to take part. As such, the results need to be interpreted cautiously. Our data show that heavy rain, such as experienced in and around Berlin in 2017 and 2019, can have a number of effects. This is not just restricted to damage to cars or flooded basements but also impacts in many ways on everyday life. This is a particular problem for people looking after other persons. This is something that needs to be better addressed by disaster aftercare. There are also things that people can do themselves to avoid damage. For example, installing a storm warning app or checking regularly to find about bad weather reports; devising an emergency plan for your household, placing important documents in a single folder and having an emergency case ready. Look to see how water can make its way into your house: How are driveways, entrances and basement windows designed? Often, even small upstands and foundation curbs help to make these routes flood-proof. There are already plenty of good tools and guidance, such as the Flood Passport, to help make a building more flood resistant.

What future synergy effects would you like to see from the Climate Change Center Berlin Brandenburg initiative?

The NatRiskChange research training group and the geoscience Netzwerk X are outstanding examples of successful cooperation between research institutions in Berlin and Brandenburg. I am looking forward to exciting projects, close and productive cooperation and new ideas from the Climate Change Center Berlin Brandenburg. The interview took place in April 2021.

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Prof. Dr. Annegret Thieken

Professur für Geographie und Naturrisikenforschung, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie, Universität Potsdam

In den letzten Jahren traten in Deutschland vermehrt Wetterextreme auf. Welche neuen Schwerpunkte in der Naturrisikenforschung ergeben sich dadurch?

Wetterextreme wie Starkregen oder Hitze treffen uns immer wieder unvorbereitet und führen daher zu immensen Schäden, vor allem in Städten. Hier sind hohe Sachwerte – also Gebäude und Infrastrukturen – und Menschen auf vergleichsweise geringer Fläche konzentriert. Urbane Strukturen selbst können zu einer Verstärkung von Wetterereignissen und ihren Auswirkungen führen: So erhöht Flächenversiegelung den Anteil an Oberflächenabfluss. Das heißt: Weniger Niederschlag versickert und im Fall von intensiven Niederschlägen kann dies zu Überflutungen führen, wenn die Kanalisation das Wasser nicht mehr abführen kann. Dichte Bebauung trägt im Sommer auch zur Ausprägung einer Wärmeinsel bei. Insbesondere die nächtliche Abkühlung ist daher in Städten geringer als im Umland. In der Folge ist die städtische Bevölkerung stärker von gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze betroffen. Für den Hitzesommer 2018 gibt das Robert-Koch-Institut (RKI) allein für Berlin 490 hitzebedingte Todesfälle an. Vor allem ältere Menschen sind durch die hohe Belastung des Herz-Kreislauf-Systems gefährdet. Für die Forschung ergeben sich viele Anknüpfungspunkte, um Auswirkungen von Wetterextremen zu vermeiden oder zu vermindern: Insbesondere Raum- und Stadtplanung spielen eine große Rolle bei der Vermeidung von Schäden durch Naturgefahren. Die Frage ist, wie dies am besten gelingen kann: Wo gibt es wirksame Anknüpfungspunkte für die Klimaanpassung und Katastrophenvorsorge in der Planung? Insbesondere die grüne Stadt kann starke Niederschläge, aber auch Hitzewellen abpuffern. Aber wie kann es gelingen, vermehrt Grünflächen oder Begrünung an Gebäuden zu schaffen oder bestehende Grünflächen von Bebauung freizuhalten? Und wie kann die Wasserversorgung der Pflanzen – auch in heißen und trockenen Sommern – sichergestellt werden?

Inwiefern können Anpassungen uns vor zukünftigen Starkregen-Ereignissen schützen?

Vor etwa einem Jahr haben wir im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkolleg „Naturgefahren und Risiken in einer Welt im Wandel“, kurz: NatRiskChange, eine Online-Befragung in Berlin durchgeführt. Wir haben Menschen, die in den vergangenen Jahren von Starkregen betroffen waren, zu den Auswirkungen, aber auch zu Warnung und Vorbereitung befragt. Ein Bericht wird in Kürze auf unserer Webseite (www.natriskchange.de) erscheinen. Aufgrund der Themendominanz von Covid-19 war es nicht einfach, genügend Personen zu einer Teilnahme zu motivieren. Daher sind die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Unsere Daten zeigen, dass Starkregen, wie er in Berlin und Umgebungen vor allem 2017 und 2019 aufgetreten ist, sehr vielfältige Auswirkungen haben kann. Dabei geht es nicht nur um Schäden an Autos oder Wasser im Keller, sondern auch um viele Einschränkungen im Alltag. Insbesondere Menschen, die sich um andere Personen kümmern müssen, erleben dies als belastend. Darauf muss zum einen die Katastrophennachsorge besser eingehen. Zum anderen kann private Vorsorge helfen, Schäden zu vermeiden. Man sollte also eine Unwetterwarn-App installieren oder sich regelmäßig anderweitig über Unwetterwarnungen informieren, einen Notfallplan für den Haushalt aufstellen, wichtige Dokumente in einer Mappe zusammenstellen und einen Notfallkoffer haben. Beobachten Sie genau, wie das Wasser eigentlich ins Haus eintreten kann: Wie sind Zufahrten, Eingänge und Kellerfenster gestaltet? Oft helfen schon kleine Aufkantungen, um diese Wege überflutungssicher zu gestalten. Es gibt bereits gute Werkzeuge und Hinweise wie den Hochwasserpass, die dabei helfen, ein Gebäude überflutungssicherer zu machen.

Welche zukünftigen Synergieeffekte wünschen Sie sich von der Initiative Climate Change Center Berlin Brandenburg?

Das Graduiertenkolleg NatRiskChange und auch das geowissenschaftliche Netzwerk GeoX sind hervorragende Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Berliner und Brandenburger Wissenschaftsinstitutionen. Von der Initiative Climate Change Center Berlin Brandenburg erhoffe ich mir spannende Projekte, Synergien und viele Impulse. Das Interview wurde Anfang April 2021 geführt.

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Nachhaltige Gestaltung globaler Gemeinschaftsgüter

Wie kann ein nachhaltiger Umgang mit den „Global Commons“ innerhalb der planetaren Grenzen gelingen? Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung werden nachhaltige Transformationspfade modelliert, um herauszufinden, welche Strategien am besten geeignet sind, den globalen Klimaschutz zu realisieren.

Mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und dem Pariser Abkommen von 2015 hat die internationale Staatengemeinschaft wichtige Rahmenbedingungen geschaffen, um dem von Menschen verursachten Klimawandel wirksam zu begegnen. Gleichzeitig wurde hiermit festgelegt, dass die erforderlichen Transformationsprozesse so gestaltet werden müssen, dass sie anderen aktuellen globalen Herausforderungen gleichermaßen Rechnung tragen, d. h., zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Armut und Hunger sowie zur Bewahrung und Regenerierung anderer globaler öffentlicher Gemeinschaftsgüter (engl.: Global Commons) beitragen. Zu letzteren gehören beispielsweise die biogeochemischen Kreisläufe, die Biodiversität oder die polaren Eisschilde.

Bild: Quentin Lagache on Unsplash

Doch welche techno-ökonomischen Transformationspfade führen am ehesten und wirkungsvollsten zu einem solchen „ganzheitlichen” Ergebnis? Welche Effekte haben einzelne Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels auf die anderen Ziele nachhaltiger Entwicklung oder auf andere Global Commons? Inwiefern beeinträchtigen Maßnahmen sich wechselseitig in ihrer Wirksamkeit oder führen zu unerwünschten Nebeneffekten? Und nicht zuletzt: Durch welche Maßnahmenkombinationen lassen sich positive Synergien im Sinne einer wechselseitigen Verstärkung erzielen?

Diesen und ähnlichen Fragen gehen Wissenschaftler*innen der Forschungsbereiche 3 (Transformationspfade) und 2 (Klimaresilienz) des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Rahmen des Projekts “Global Commons Stewardship Framework” nach, das Anfang 2021 gestartet ist. Das Projekt ist an der Universität Tokyo angesiedelt und wird dort vom Center for Global Commons (CGC) geleitet und koordiniert. Hinter der Idee einer “Global Commons Stewardship” steht der Gedanke, dass es nur mit einer breiten globalen „Bewegung” - möglich sein wird, die Bewirtschaftung der Global Commons innerhalb der planetaren Grenzen sowie in Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen zu halten bzw. wieder dorthin zurückzuführen.

Das PIK wird in diesem Projekt wichtiges Grundlagenwissen zur Verfügung stellen. Es wird verschiedene Transformationspfade modellieren, die zu einem nachhaltigen Umgang mit den Global Commons führen können. Aus den Ergebnissen der modellbasierten Analysen lassen sich Aussagen darüber ableiten, welche Strategien und Maßnahmen(-kombinationen) sich am besten eignen, Klimaschutz und nachhaltige Entwicklungspfade gemeinsam zu realisieren und wo möglicherweise auch Grenzen der Vereinbarkeit liegen.

Das Forscher*innenteam des PIK wird im Rahmen des Projekts außerdem das eingesetzte Integrated Assessment Model (IAM) REMIND-MAgPIE-LPJmL weiter ausbauen. So werden zum einen die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere extremer Wetterereignisse, auf das Energiesystem, das Wirtschaftswachstum, auf Ungleichheiten in und zwischen Ländern sowie auf die landseitigen Öko- und Nutzungssysteme stärker integriert. Zum anderen werden durch lösungs- bzw. maßnahmenseitige Erweiterungen unter anderem die Beiträge von Bodenkohlenstoffmanagement, Moorschutz und -wiederherstellung, Aufforstung, gesunder (fleischarmer) Ernährung sowie zahlreicher Maßnahmen im Bereich der industriellen Produktion (u.a. Steigerung der Material- und Prozesseffizienz, Kohlenstoffabscheidung und -nutzung) in Zukunft noch stärker berücksichtigt.

Das Energiewirtschaftsmodell REMIND (REgional Model of Investment and Development) und das Landnutzungsmodell MAgPIE (Model of Agricultural Production and its Impact on the Environment), in das wiederum Informationen aus dem Landbiosphärenmodell LPJmL (Lund-Potsdam-Jena managed Land) einfließen, bilden zusammen das Potsdam Integrated Assessment Modelling Framework (PIAM).

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Sustainable management of global commons

The Potsdam Institute for Climate Impact Research is modeling sustainable transformation pathways to identify the best strategies for global climate protection and sustainable management of the global commons within planetary boundaries.

By adopting the United Nations Sustainable Development Goals and the 2015 Paris Agreement, the international community established important mechanisms for effectively tackling human-induced climate change. The agreements also stipulate that the necessary transformation processes must be designed in such a way that they address other current global challenges as well. Accordingly, such processes should aim both to overcome societal challenges (such as poverty and hunger) and to preserve and regenerate other global commons. (for example, biogeochemical cycles, biodiversity and polar ice sheets).

Image: Quentin Lagache on Unsplash

But which techno-economic transformation pathways possess most potential and are most effective in terms of yielding a “holistic” outcome? How do individual measures aimed at curbing climate change impact upon the other sustainable development goals or other global commons? To what extent do measures lessen each other’s impact or lead to unwanted side effects? And - equally as important - how can measures be combined in such a way as to create positive synergies between them?

These and other similar questions are being investigated by a team of researchers from research departments 3 (Transformation Pathways) and 2 (Climate Resilience) in a project entitled “Global Commons Stewardship Framework”. The project, which started at the beginning of 2021, is managed and coordinated by the Center for Global Commons (CGC) at the lead university, the University of Tokyo. The idea behind global commons stewardship is that a widespread, global “movement” is the only way to maintain - or return to - a form of global commons management that is within the planetary boundaries and complies with the UN Sustainable Development Goals.

PIK will provide fundamental expertise on the project and model various transformation pathways that could enable the global commons to be managed in a sustainable way. The findings from these model-based analyses can be used to determine which strategies and (combinations of) measures are best suited to making climate protection and sustainable development pathways mutually compatible, and where there might be limitations on that compatibility.

In addition, the PIK researchers’ contribution to the project will include expanding the REMIND-MAgPIE-LPJmL Integrated Assessment Model (IAM) that is to be used. This will involve giving more consideration, on the one hand, to the effects of climate change, especially the impact of extreme weather events, on the energy system, economic growth, inequalities in and between countries and on terrestrial ecosystems and land-use systems. On the other, the team will develop enhanced solutions and measures to concentrate more on the contributions made by, for instance, soil carbon management, peatland protection and restoration, afforestation, a healthy (low-meat) diet and a range of measures in the field of industrial production (including increased material and process efficiency and carbon capture and utilization).

The REMIND (REgional Model of Investment and Development) energy sector model and MAgPIE (Model of Agricultural Production and its Impact on the Environment) land use model, which itself incorporates information from the LPJmL (Lund-Potsdam-Jena managed Land) land biosphere model, together form the Potsdam Integrated Assessment Modelling Framework (PIAM).

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CORVIN DRÖßLER

Fridays for Future Brandenburg

Lieber Herr Drößler, Sie haben in Neuruppin eine Aktionsgruppe von Fridays For Future (FFF) mitgegründet und sind Sprecher von FFF in Brandenburg. Wie engagieren Sie sich für den Klimaschutz unter Pandemiebedingungen?

Jede Krise muss wie eine Krise behandelt werden. Daher haben wir unsere Aktionsformen coronakonform umstrukturiert. So fand beispielsweise beim globalen Klimastreik am 24. April 2020 die bisher größte Online-Demo Deutschlands statt. Viele Offlineformate wurden ins Netz verlagert. Dort ist es auch unter Pandemiebedingungen möglich, Menschen zu erreichen und klimagerecht weiterzubilden. Das Internet bietet die Möglichkeit, besonders im Vergleich zu einer Kleinstadt wie Neuruppin, hohe Reichweiten zu erzielen. Ebenfalls kann so der Fokus gut auf die „Most Affected People and Areas“ (MAPA) gelenkt und sich international vernetzt werden. Lokal sind kleinere und sichere Aktionen auch weiterhin möglich. Der Protest geht somit weiter – nur in anderer Form.

Im öffentlichen Diskurs werden häufig Parallelen zwischen der Corona-Krise und der Klima-Krise gezogen. Welche Erfahrungen des letzten Jahres sollten aus Ihrer Sicht bei der Überwindung des „knowlegde-action- gap“ für eine bessere Klimapolitik genutzt werden?

Wenn wir eins gelernt haben, dann dass die Politik tatsächlich handeln kann, wenn sie möchte. Die Pandemie hat gezeigt, dass die Politik bereit ist, viel Geld zu investieren, um einer ernsten Bedrohung entgegenzuwirken. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass die Klimakrise von der Politik nicht als die Bedrohung gesehen wird, die sie ist. Ein Ernstnehmen beider Krisen ist immens wichtig, ohne sie gegeneinander auszuspielen. Es scheint, als würde das Bewusstsein dafür fehlen, was mit der Klimakrise auf uns zukommen wird. Doch das Wissen ist da und die Auswirkungen sind schon heute sichtbar. Wir haben im Moment die vielleicht letzte Gelegenheit, eine globale Klimakatastrophe noch abzuwenden. Dafür muss die Politik anfangen, die Erkenntnisse aus der Wissenschaft auch diesbezüglich ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln statt Lobbyinteressen zu folgen. Wir haben gerade die Chance, auch unser (Wirtschafts-) System komplett neu zu strukturieren, anstatt in die alte, problematische „Normalität“ zurückzukehren. Diese Chance sollte entschlossen genutzt werden.

Was erwarten Sie von der Wissenschaft, um einen sozialen und klimagerechten Weg in die Zukunft einzuschlagen?

Neben weiterer Forschung für Klimaschutz- und -anpassung muss außerdem das Erforschen von Möglichkeiten, wie Klimaschutz auch für finanziell weniger privilegierte Menschen und Staaten lukrativ wird und umgesetzt werden kann, fokussiert werden. Klimaschutz darf kein Privileg sein. Die Klimakrise ist intersektional und muss auch so gelöst werden. Dazu müssen vermehrt beispielsweise FINTA* (Frauen, Inter, Nicht-Binär, Trans, Agender, Anm. d. Red.), BIPoC (Black, Indigenous and People of Color, Anm. d. Red) und MAPAs auf allen Ebenen in die Forschung einbezogen werden, um eine größtmögliche Perspektivität abzudecken. Die Erkenntnisse müssen zudem in einer für die breite Gesellschaft angemessenen Sprache kommuniziert werden. Das Interview wurde im März 2021 geführt.

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CORVIN DRÖßLER

Fridays for Future Brandenburg

Corvin, you are the co-founder of the Fridays for Future chapter in Neuruppin and the FFF speaker for the state of Brandenburg. How are you fighting for climate protection during the pandemic?

Every crisis must be handled appropriately. So of course, we have changed our activities in accordance with the regulations and current measures. For instance, the largest online demonstration ever in Germany took place during the global climate strike on 24 April 2020. Many offline formats were moved online, where we are still able to reach people and inform them about their role in climate change and climate justice. The Internet offers us an opportunity to achieve a wide reach, especially compared to a small town like Neuruppin. It also provides an opportunity to shift our focus to the most affected people and areas (MAPA) and network internationally. Smaller more visible measures are still possible locally. Our protests and work continue, just in a different format.

In public discourse, parallels are often drawn between the coronavirus crisis and the climate crisis. Which experiences from the past year do you believe can be used to tackle the “knowledge-action gap” for better climate policy?

If there is one thing we have learned, it is that policy makers can actually take action if they want to. The pandemic has shown that they are prepared to invest a lot of money to fight off a serious threat. Conversely, however, this also means they evidently do not view the climate crisis as the threat that it is. It is essential that both crises are taken seriously without pitting them against each other. It appears people are unaware of the impact that the climate crisis will have. However, the data is clear and we can already see the impacts today. We currently have what may be our last opportunity to avert a global climate catastrophe. Policy makers must take scientific findings seriously and act accordingly instead of pursuing lobbyists’ interests. Right now, we have the chance to completely restructure our (economic) system as well, instead of returning to the old, problematic "normality." We must seize this opportunity with determination.

What is needed from science and research in order to chart a social and climate-friendly path for the future?

In addition to further research on climate protection and adaption, we need research into the ways climate protection can be an attractive, lucrative option for countries and less financially privileged persons and how this can be implemented. Climate protection cannot be a privilege. The climate crisis is intersectional and must be solved as such. This means, for instance, that more FINTA* (Ed. women, intersex, non-binary, trans, agender persons), BIPoC (Ed. Black, Indigenous, and People of Color), and MAPAs need to be included at all levels of research to provide the broadest possible spectrum of perspectives. These findings must also be appropriately communicated to broader society in a way that can be easily understood. The interview took place in March 2021.

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Christina Wille

Gründerin und Geschäftsführerin von LOVECO

Liebe Frau Wille, Sie haben Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt nachhaltige Textilien studiert, 2014 in Berlin ihr eigenes Unternehmen LOVECO gegründet, mit dem Sie 2020 Berliner Unternehmerin des Jahres geworden sind. Wieso ist es wichtig, dass die Nachhaltigkeit von Textilien (-produktion) mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommt?

Die Textilindustrie ist nach der Ölindustrie die zweitschmutzigste Industrie der Welt. Weltweit arbeiten 60 Millionen Menschen in Textilfabriken. Diese Zahlen zeigen, wie viel Impact die Branche haben kann. Genau deshalb ist es wichtig, dass sie nachhaltiger wird. Das Thema ist für viele Menschen nicht so präsent, weil sie Mode nicht Zusichnehmen, wie Nahrungsmittel, und die Produktion weit entfernt von unserem Alltag stattfindet. Bei Lebensmitteln ist das Bewusstsein deutlich größer als im Bekleidungssektor. Für ein ähnliches Bewusstsein wollen wir auch im Textilbereich sorgen. Ich weiß aus meiner täglichen Arbeit, dass es bereits viele innovative Ansätze von Marken, Organisationen und Produzent*innen gibt, wie das System Mode für Umwelt, Mensch und Tier besser werden kann. Ich möchte, dass mehr Menschen von ihnen erfahren und einen Zugang zu nachhaltiger Kleidung erhalten.

Welche Verantwortung tragen Sie als lokale Unternehmerin hinsichtlich der globalen Herausforderung des Klimawandels?

Unternehmer*innen haben viele Möglichkeiten das Voranschreiten des Klimawandels zu beeinflussen. Sie können durch ihre täglichen Entscheidungen ein alternatives Wirtschaftssystem etablieren.
Dadurch, dass die Rohstoffe für Bekleidung kaum in Deutschland angebaut werden, kann ich durch meinen Einkauf bei den Marken auch globalen Einfluss nehmen. Bestelle ich meine Ware bei nachhaltigen Modemarken, die z. B. Projekte zur fairen Bezahlung von Textilarbeiter*innen oder zum biologischen Anbau von Baumwolle umsetzen, unterstütze ich damit Menschen in anderen Teilen der Welt, die den Klimawandel schon viel deutlicher spüren als wir hier in Deutschland.
Deshalb sehen wir es nicht nur als unsere Aufgabe an, den Verkauf von nachhaltiger Kleidung voranzubringen, sondern auch, Menschen über die Situation in der Modeindustrie aufzuklären. Das machen wir in unserem Online-Shop via loveco-shop.de, in unserem Ratgeber, in unserem Online-Magazin, auf unseren Social Media Kanälen und (vor/nach Corona) bei Filmabenden und Diskussionsrunden. Außerdem möchten wir natürlich auch andere Modefirmen, vor allem große, dazu anregen, es uns gleich zu tun. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass auch von der Politik Unterstützung und Kontrollen kommen müssen, damit wir wirklich etwas bewegen können.

Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft der Textilwirtschaft?

Ich wünsche mir persönlich, dass sich die Textilwirtschaft langfristig verändert. Viele Unternehmen werben mit nachhaltigen Konzepten, sind aber am Ende nur von kurzfristigen Greenwashing-Kampagnen getrieben, um ihr Image aufzubessern. So etwas ärgert mich und ich wünsche mir sehr, dass das große Ganze gesehen wird. Denn es ist unser aller Planet, auf dem wir leben. Und was wir ihm zufügen, wird sich auf anderer Ebene rächen. Die Modebranche muss sich entschleunigen und mehr Wert auf nachhaltige Materialien, Kreislaufwirtschaft sowie Menschenrechte legen. Genau deshalb haben wir auch zu Beginn der Pandemie mit Gleichgesinnten die Initiative Fair Fashion Solidarity gegründet. Ich wünsche mir, dass alle Akteur*innen beginnen, Verantwortung zu übernehmen, entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Interview wurde im März 2021 geführt.

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Christina Wille

Founder and CEO of LOVECO

Christina, you studied cultural sciences with a focus on sustainable textiles. In 2014 you founded your company LOVECO and in 2020 were awarded the title of Berlin Female Entrepreneur of the Year. Why is it so important that sustainable textiles and their production attract more public attention?

Following the oil industry, the textile industry is the second largest polluter in the world. Additionally, 60 million people work in textile factories worldwide. These figures show just how much impact the sector can have. And this is precisely why it is so important for it to become more sustainable. Many people are unaware of this issue because they don’t consume fashion like food and production is very far removed from our everyday lives. Awareness of sustainability is much greater when it comes to food compared to fashion. However, we want to change this. Through my daily work I know that many brands, organizations, and manufacturers are pursuing different innovative approaches to improve the fashion industry for the environment, humans, and animals. My aim is spread awareness of these approaches and make sustainable clothing more accessible.

As a local entrepreneur, what role do you play when it comes to the global challenge of climate change?

There are several ways business owners can influence and prevent the advancement of climate change. Their daily decisions can contribute to the establishment of an alternative economic system. The fact that the raw materials for clothing are hardly ever grown in Germany means that my purchases can also have a global impact. By ordering from a sustainable fashion brand that, for example, pays its textile workers a fair wage or supports organic cotton farming, I am supporting people in other parts of the world who are already experiencing the effects of climate change more strongly than we are here in Germany. It is not only our responsibility to promote the sale of sustainable clothing but also raise consumers’ awareness about the conditions in the fashion industry. We do this in a number of ways, in our online shop loveco-shop.de, guide, online magazine, on social media, at film screenings, and discussion forums (before/after the pandemic). Of course, we also want to encourage other fashion companies, especially major ones, to do the same. However, we cannot forget that to truly make a difference and effect change, we require the support of policy makers.

What do you personally hope for the future of the textile industry?

I hope that the textile industry changes long term. Many companies advertise about their sustainability strategies, but ultimately these are short-term greenwashing campaigns to improve their image. This bothers me and I really hope that people will learn to see the bigger picture. We are all living on the same planet. What we do in one place will have consequences elsewhere. The fashion industry needs to slow down and place greater value on sustainable materials, circular economy, and human rights. This is exactly why we joined forces with like-minded people to found the Fair Fashion Solidarity at the beginning of the pandemic. I hope that all players begin to assume responsibility throughout the entire value added chain. The interview took place in March 2021.

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Michael Müller

Regierender Bürgermeister von Berlin (2014-2021)

Wie können klimawissenschaftliche Erkenntnisse und Lösungsvorschläge schneller und effektiver für politische Entscheidungsprozesse genutzt werden?

Wir können in der Hauptstadtregion auf eine unglaublich breite wissenschaftliche Expertise zurückgreifen, die in Deutschland wirklich einmalig ist. Dieses Potenzial nutzen wir vielfach für die Arbeit des Senats, das gilt natürlich auch für unser Ziel, Berlin zu einer klimaneutralen Stadt zu machen. Die Hauptstadtregion muss sich als Reallabor für den Klimaschutz und für den Umgang mit dem Klimawandel begreifen, von dem wesentliche Impulse und Innovationen ausgehen. Dafür ist ein noch engerer Draht zwischen der Wissenschaft und Politik unabdingbar. Zusammen mit dem Präsidenten der TU Berlin habe ich diesen Anspruch in einem gemeinsamen Beitrag* für eine Tageszeitung bekräftigt. Ich bin davon überzeugt, dass das Climate Change Center Berlin Brandenburg hierfür einen erheblichen Beitrag leisten kann, indem es verschiedene Kompetenzen in unserer Region bündelt und zu einer wichtigen Schnittstelle für die konkreten Anliegen und Bedarfe der Politik wird – und zwar auf allen Ebenen, von den Rathäusern der Bezirke bis zum Senat, für Verwaltungen, landeseigene Unternehmen und viele weitere Akteure.

Welche Beispiele für eine gelungene Umsetzung von klimaschutzbezogenen Lösungen würden Sie für die Region Berlin-Brandenburg anführen? In welchen Bereichen besteht noch Verbesserungspotenzial?

Berlin hat seit der Wende 40 Prozent seiner CO2-Emissionen eingespart, wir treiben den Kohleausstieg und den Ausbau erneuerbarer Energien voran und stärken den öffentlichen Personennahverkehr. Unser Energie- und Klimaschutzprogramm mit konkreten Strategien und über 100 Maßnahmen hilft uns, bis spätestens 2050 die Klimaneutralität für Berlin zu erzielen. Das alles hat natürlich auch Auswirkungen auf die gesamte Metropolregion, genauso wie Brandenburgs Maßnahmen sich auf Berlin auswirken. In vielen Bereichen, wie etwa der Energieversorgung und dem Verkehr, gibt es eine enge Verflechtung zwischen unseren Bundesländern und dementsprechend seit Jahren eine immer engere Abstimmung. Aber es gibt großes Potenzial, gemeinsam noch mehr für den Klimaschutz zu erreichen und wir müssen auch bei den Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels noch mehr an einem Strang ziehen. Das sind auch zentrale Themen im derzeit entstehenden Strategischen Gesamtrahmen Berlin-Brandenburg, mit dem wir unsere Zusammenarbeit auf eine neue Stufe heben wollen. Von einer besseren Verzahnung in der regionalen Energieversorgung und der Kreislaufwirtschaft, über den Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur, bis hin zu einer gemeinsamen Holzbau-Offensive gibt es schon viele konkrete Ideen, die wir in den kommenden Jahren umsetzen wollen. Das gilt auch für mehr Kooperation in der Wissenschaft und Forschung.

Lieber Herr Müller, welches ist das einschneidendste Erlebnis, was Sie persönlich mit dem Klimawandel, verbinden?

Ich vermute, meine ersten prägenden Eindrücke sind nicht viel anders, als bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland. Bilder von schmelzenden Polkappen, Berichte über das wachsende Ozonloch und natürlich auch Aufnahmen vom Ausmaß des Klimawandels aus dem All, das alles hat unsere Wahrnehmung zunächst geprägt. Gefühlt ferne Ereignisse, dabei ist der Klimawandel längst bei uns angekommen. Das erleben wir immer deutlicher, wenn sich U-Bahn-Eingänge durch Starkregen zu Wasserfällen verwandeln, tropische Nächte uns den Schlaf rauben, Tiere und Pflanzen mit anhaltender Trockenheit und sinkenden Grundwasserspiegeln kämpfen. Der Klimaschutz ist eine der größten Aufgaben für unsere Gesellschaft und deshalb machen wir ihn auch zu einem der zentralen Themen in dem Berliner Wissenschaftsjahr 2021. Zusammen mit unseren Hochschulen und Forschungsinstituten wollen wir den gesellschaftlichen Diskurs stärken und sichtbar machen, wie die Wissenschaft zur Bewältigung des Klimawandels beiträgt. Es ist wichtig, dass sich das Climate Change Center Berlin Brandenburg daran aktiv beteiligt, in 2021 und darüber hinaus. Das Interview wurde im Januar 2021 geführt.

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Künste als Partner*innen und Treiber*innen von Veränderungen

Transformative Prozesse im Zuge des Klimawandels gehen weit über eine einfache Anpassung hinaus und erfordern ein grundlegendes gesellschaftliches Umdenken. Die UdK Berlin sucht neue Wege, um mit Bürger*innen über Innovationen, Potenziale und Risiken der Bioökonomie in den Dialog zu treten.

Wenn Wissenschaft und Technologie überzeugende Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels entwickeln wollen, werden die zu ihrer Umsetzung erforderlichen Transformationsprozesse komplexe soziale, wirtschaftliche und politische Fragestellungen aufwerfen.Vor diesem Hintergrund entwickelt und untersucht das Projekt „Farming the Uncanny Valley“ (FUV) an der Universität der Künste Berlin neue Partizipations- und Dialogformate mit der Gesellschaft im Kontext der Bioökonomie.Es werden insbesondere Gefühle des Unbehagens, die im Zusammenhang mit gesellschaftlichen biotechnologischen Entwicklungen stehen, untersucht – Momente, in denen sich der Einzelne nicht so leicht entscheiden kann, ob etwas gut oder schlecht ist.Im Dialog zwischen Gestalter*innen und Forscher*innen aus dem Bereich der Biotechnologie wurden dafür neun Workshops zu den Themenfeldern Luft, Insekten, Pflanzen und Boden konzipiert und in ländlichen und städtischen Umgebungen durchgeführt. Beispiele aus der aktuellen Forschung wurden in Szenerien übersetzt, um Aspekte für ein zukünftiges Leben mit Bioökonomie in der Lebenswelt erfahrbar und diskutierbar zu machen.

Die Ergebnisse der Workshops wurden in der Ausstellung „MACHT NATUR“ präsentiert. Sie zeigt, wie sich die Teilnehmer*innen den Szenerien näherten, eigene Positionen dazu entwickelten, und öffnet für die Besucher*innen einen Diskursraum, in dem sie einen eigenen Standpunkt zu Innovationen, Potenzialen und Risiken der Bioökonomie finden können. Letztlich sollen die Bürger*innen so erfahren, wie ihre Interessen tatsächlich in die Ausgestaltung von Forschungsagenden und -projekten einfließen und einen relevanten Beitrag darstellen können. Partizipation wird im Rahmen des Projektes also nicht als Anhörung oder Information der Bürger*innen verstanden, sondern als gemeinsamer und ergebnisoffener Prozess.

Im FUV-Projekt arbeiten unter der Leitung der UdK Biotechnologie Wissenschaftler*innen der Sozialwissenschaften und des Designs interdisziplinär zusammen. Dabei spielen neben den klassischen gestalterischen Fähigkeiten der Formgebung, insbesondere methodische Ansätze aus dem Design eine wichtige Rolle. Die Fähigkeit, Inhalte aus dem wissenschaftlichen Kontext zu transformieren, anzupassen, zu synchronisieren und zu synthetisieren, macht die Künste zu wertvollen Partner*innen und Treiber*innen für Veränderungen.

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Prof. Dr. Christian Thomsen

Präsident der Technischen Universität Berlin.

Sie haben gemeinsam mit anderen Berliner und Potsdamer Wissenschaftsinstitutionen das Climate Change Center Berlin Brandenburg (CCC) initiiert. Warum ist Ihnen das CCC besonders wichtig?

Die TU Berlin wird als technische Universität einen großen Anteil daran haben, dass das Climate Change Center Berlin Brandenburg ein Erfolg wird. Als einer der wichtigsten Motoren für die Technologieentwicklung in der Region sind wir auch leistungsstark in klimabezogenen Forschungsfeldern. Ein Engagement ist da unumgänglich. Der Ansatz des künftigen Zentrums, sich auf Lösungen zu orientieren, kommt uns entgegen. Genau diese Expertise werden wir einbringen. Ganz nach der Devise: Solutions for today. Akademisches Unternehmertum, Innovationen und ihr Transfer sind unsere bekannten Stärken. Das Thema Klima ist aber so umfassend, so komplex, dass es nur im Verbund mit vielen Partner*innen aus der Region wirkungsvoll angepackt werden kann. Wir streben ja nicht weniger an als den Aufbau eines weltweit beachteten Kompetenzzentrums, das nahezu alle benötigten Disziplinen miteinander vernetzt. Dazu gehört neben unserer Expertise in den Natur-, Technik- und Ingenieurwissenschaften eben auch die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung oder etwa die Agrarwissenschaften.

In welchen Arbeitsfeldern des CCC kann sich die TU Berlin mit ihrer Expertise in Forschung, Lehre und Transfer einbringen?

Von den vier „Solution Areas“ des CCC – Society, Nature, Technology, Urban and Rural – sind natürlich die beiden letztgenannten von besonderer Bedeutung für uns. Angefangen bei der Batterieforschung bis hin zur Stadtplanung – unsere Fachgebiete decken ein großes Spektrum ab. Wir haben sehr gute Ökonom*innen, die sich mit dem facettenreichen Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, Biotechnolog*innen, die Pilze als Baumaterialien entwickeln, oder Expert*innen, die in Richtung Environmental Humanities denken.
Ebenso können wir die Erfahrungen, die wir etwa mit dem neuen Studiengang „Design & Computation“ sammeln, auf klimabezogene Themen ausweiten. Hier wurde universitätsübergreifend ein interdisziplinärer, forschungsorientierter Masterstudiengang zwischen der Universität der Künste Berlin und der Technischen Universität Berlin etabliert. Im Studienverlauf wird das Verhältnis von Individuum, Technik und Gesellschaft ganz grundsätzlich in den Blick genommen – welches ja auch zur Bewältigung des Klimawandels neu austariert werden muss.
Nennen kann ich als Beitrag der TU Berlin zusätzlich unsere gezielte Start-up-Förderung, die zum schnellen Umsetzen der Ideen, die im CCC entstehen, beitragen wird.

Welche Aufgaben und Funktionen sehen Sie für die Wissenschaft im 21. Jahrhundert, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht?

Das 20. Jahrhundert war bestimmt durch eine ungeheure Beschleunigung des technischen Fortschritts und des Wohlstands der westlichen Welt. Aber eben auch dadurch, dass die Schattenseiten, der Missbrauch von Technik durch Krieg und Zerstörung, zu Tage traten und die globale Ungleichheit ungelöst blieb. Die TU Berlin hat sich seit ihrer Gründung dazu bekannt, Wissenschaft und Technik zum friedlichen Nutzen unserer Gesellschaft weiterzuentwickeln. Im 21. Jahrhundert treten nun zentrale Menschheitsfragen, Fragen der Weltgesellschaft, noch stärker in den Mittelpunkt und viele Hoffnungen werden in die Wissenschaft gesetzt, zur Lösung dieser existenziellen Probleme beizutragen. Ich finde diese Hoffnung berechtigt und würde daraus auch eine Forderung an die Wissenschaft formulieren, denn wir können tatsächlich viel erreichen, vor allem, wenn wir Wissenschaftler*innen uns zusammentun. Das CCC ist ein innovativer Weg, sich Disziplinen übergreifend breit aufzustellen und nach außen zu treten, um uns mit Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft gemeinsam zu engagieren. Der große Zuspruch für unsere Initiative zum CCC bestätigt mir, dass viele meiner Kolleg*innen aus der Wissenschaft sich anschließen wollen. Das Interview wurde im September 2020 geführt.

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Prof. Dr. Felix Sebastian Creutzig

Leiter der Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und Professor an der Technischen Universität Berlin.

Das CCC bringt Wissenschaftler*innen aus den verschiedensten Disziplinen zusammen. Wie wichtig ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem solchen Team, besonders im Bereich der Klimaforschung?

Relevante Klimalösungsforschung ist mittlerweile fast immer interdisziplinär. Technologische Lösungen müssen mit gestalterischen Aspekten zusammen gedacht, soziale Dynamiken miteinbezogen und rechtliche als auch politische Prozesse adäquat verstanden werden. Klimaschutz ist ein „collective action“-Problem. Entsprechend bedarf es auch (fast) aller wissenschaftlichen Disziplinen, um gemeinsam Lösungen zu finden.

Welche Herausforderung werden in den kommenden Jahren auf die Klima(schutz)forschung zukommen?

Unsere zentralen Forschungsthemen stellen Fragen nach nichtlinearen Zusammenhängen. Das gilt auf Seite der Erdsystemdynamiken, wie das Beispiel rapide auftauender Permafrostböden zeigt. Das gilt genauso auf Seite der sozialwissenschaftlichen Lösungsforschung, wo anfänglich kleine Veränderungen in Richtung klimafreundlichere Gewohnheiten über soziale Normen einen sich rasch vergrößernden Einfluss auf die gesamte Gesellschaft haben können.

Was kann das CCC konkret dazu beitragen, um die Lücke zwischen Wissen und Handeln beim Thema Klimaschutz zu schließen?

Mit dem transdisziplinären und lösungsorientierten Ansatz „Solutions That Work Now“ besetzt das CCC eine zentrale Leerstelle in der Forschungslandschaft und kann direkte Relevanz für politische, wirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Prozesse erlangen. Die Region Berlin-Brandenburg kann jetzt den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft aktiv gestalten und sich damit zukunftssicher machen. Das Interview wurde im Oktober 2020 geführt.

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Society

Als Zugangspunkt zur Eindämmung der Erderwärmung und Minderung der Folgewirkungen des Klimawandels ist eine gesellschaftsbezogene Perspektive von zentraler Bedeutung.

Spätestens seit dem Beginn der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert und dem damit einhergehenden exponentiell wachsenden Ressourcenverbrauch nimmt der Mensch enormen Einfluss auf das globale Ökosystem. Daher sprechen wir in der Gegenwart vom Anthropozän – dem menschengemachten Zeitalter. Vor diesem Hintergrund stellen die in Paris vereinbarten internationalen Klimaschutzziele, die eine Begrenzung der durch den Menschen verursachten Klimaerwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten verlangen, eine im Rahmen der Erdsystemwissenschaften ermittelte planetare Grenze dar. Jenseits dieser besteht das Risiko, dass Kipppunkte erreicht werden, die zu irreversiblen Zerstörungen von Lebensbedingungen und -räumen führen. Im Zuge dessen ist auch Deutschland, eingebettet in die internationale Staatengemeinschaft und die Europäische Union, mit neuen Herausforderungen konfrontiert.

Lösungsansätze, die den komplexen sozialen und technologischen Dynamiken heutiger Gesellschaften gerecht werden, sind daher ein Schlüssel zur nachhaltigen Bewältigung der aktuellen Herausforderungen des Klimawandels. Deutlich wird das am Beispiel des Verzichts auf fossile Energie. Die Politik kann die notwendigen Rahmenbedingungen für die Regulierung der Energieproduktion und -nutzung setzen und Anreize für nachhaltige Verhaltensweisen schaffen. Es muss dabei die gesamte Gesellschaft angesprochen werden, damit ein kohlenstoffarmer Weg in Produktion und Konsum eingeschlagen wird. Gefordert ist eine Mischung aus klassischer Regulierung, ökonomischen Anreizen, der Einbindung zahlreicher Interessengruppen, dem Engagement der Bürger*innen, aber auch aus grundlegenden Veränderungen von Wertesystemen.

Die von der Politik zu gestaltende Transformation erfordert einen rechtsverbindlichen Rahmen, der für die Akteur*innen in Wirtschaft und Gesellschaft langfristige Planungssicherheit und Vertrauen in die Zukunft gewährleistet. Leitprinzipien für die Steuerung dieser Transformation sind Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte zur Gewährleistung von Freiheit, Gerechtigkeit bei der Lastentragung und Fairness. Insoweit geht es darum, das Instrumentarium des demokratischen Verfassungsstaats mit den planetaren Grenzen zu verkoppeln. Da der Klimaschutz eine Herausforderung ist, die alle Ebenen der Politikgestaltung betrifft, ist es wichtig, sowohl die lokale als auch die nationale, regionale (z.B. europäische) und internationale Ebene anzusprechen. Der „Green New Deal“ der Europäischen Union ist ein wichtiger Motor, der die internationale Ebene (Pariser Abkommen, SDGs) mit der nationalen und regionalen Ebene verbindet. Erfolgreiche Klimapolitik benötigt eine intelligente Arbeitsteilung zwischen allen Ebenen der Politikgestaltung, die kohärente Lösungen ermöglicht.

Mögliche Konfliktlinien sind bereits vorhersehbar: Wie kann und soll die Politik im Kontext des Klimaschutzes mit Fragen der Ungewissheit und Unsicherheit umgehen? Wie kann der Wandel freiheitswahrend, demokratisch und sozial gerecht gestaltet werden, ohne dass die notwendigen Maßnahmen an Wirksamkeit verlieren?

Staatliche Regulierung schafft insoweit verfassungsrechtlich verbürgte Rechts- und Investitionssicherheit gegenüber konkurrierenden Interessen und Schutz vor privatrechtlicher Haftung. Zugleich muss die Politik ihren ebenfalls aus der Verfassung fließenden umweltrechtlichen Schutzpflichten gerecht werden. Vor diesem Hintergrund muss auch das Innovationspotential öffentlicher Politik mobilisiert werden: Public Policy ist der Prozess, durch den Regierungen ihre politische Vision in Programme und Aktionen umsetzen, um politische Ziele zu erreichen.

Angesichts der bisherigen Durchsetzungsschwäche von Umwelt- und Klimaschutzbelangen im politischen Alltag muss z. B. über einen „Klimaschutz durch Verfahren“ nachgedacht werden. Konkret geht es um ein wirksames Monitoring des beschlossenen Schutzkonzepts im politischen Prozess. Neben organisatorischen und institutionellen Reformen des demokratischen Entscheidungsprozesses ist überdies ein gesellschaftspolitisch wirksames Leitbild für diesen Wandel zu entwickeln. Dieses Leitbild muss die planetaren Grenzen politisch kontextualisieren und gesellschaftlich übersetzen („Narrativ“). Schließlich müssen gesellschaftliche Lösungen kulturelle Dimensionen miterfassen und auch die Menschen in ihrem lokalen Umfeld – in ihrer Nachbarschaft – einbeziehen, wobei der Lösungsraum durch Erkenntnisse aus den Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften und Psychologie erweitert werden muss.

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Technology

Technologische Lösungen bilden einen Eckpfeiler der wirksamen Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung an diesen. Die technologischen Fortschritte bei Photovoltaik und Windenergie haben dazu beigetragen, dass eine klimaneutrale Stromversorgung zur greifbaren Realität geworden ist.

Die Digitalisierung ist ein globaler Megatrend, der die Entwicklungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data vorantreibt, die wiederum auf der Suche nach Lösungen für den Klimawandel in den verschiedensten Bereichen entscheidend mitwirken. Statistische sowie maschinelle Lernmethoden werden zunehmend eingesetzt, um Muster und Erkenntnisse aus dem wachsenden Strom von Geo- und Klimadaten zu extrahieren. Doch digitale wirtschaftliche Dynamiken können beispielsweise auch den Konsum beschleunigen, was – wie der Energiehunger der digitalen Infrastrukturen – den Zielen der Klimaneutralität widerspricht. Gleichzeitig verändert und transformiert die Digitalisierung die Produktionsstrukturen. Beide Dynamiken schaffen neue ökologische, soziale und wirtschaftliche Chancen, aber auch Herausforderungen. Die Digitalisierung besitzt das Potenzial, die Treibhausgasemissionen durch Effizienzsteigerung in der Produktion oder beim Konsum, insbesondere bei Dienstleistungen, zu reduzieren. Gleichermaßen fördert sie Chancen, indem sie soziale Innovationen und einen hinreichenden Lebensstil ermöglicht und unterstützt. Andererseits können digitale Effizienzsteigerungen und Innovationen Induktions- und Wachstumseffekte auslösen, die Einsparpotenziale teilweise kompensieren oder sogar einen Anstieg der Treibhausgasemissionen verursachen. Damit digitale Möglichkeiten echte Nachhaltigkeitstransformationen bewirken, bedarf es einer aktiven politischen Gestaltung.

Neben der Digitalisierung stellen Energietechnologien sowie innovative Transportlösungen zwei weitere zentrale, für den Klimaschutz relevante Schlüsselbereiche dar. Die Energieerzeugung steht mit einem Anteil von über 60 Prozent für die mit Abstand höchsten Treibhausgasemissionen weltweit. Das Potenzial für Emissionsminderungen in diesem Sektor ist daher besonders hoch und kohlenstoffarme Energietechnologien leisten einen entscheidenden Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels. Darüber hinaus müssen Technologien bereitgestellt werden, die in klimarelevanten Kontexten wie der integrierten Systementwicklung von Energieerzeugung und -verbrauch (Sektorenkopplung) oder dem Management von dezentralen Energienetzwerken eingesetzt werden können. Außerdem ist das Potential von Dekarbonisierungstechnologien systematisch zu erschließen. Verfügbar sind sie bereits für mehrere Sektoren wie Elektrizität, Mobilität oder Heizung, aber sie werden meist separat und nicht mit einer ganzheitlichen Sichtweise erforscht.

Der Verkehr ist neben dem Energiesektor einer der größten Emittenten von Treibhausgasen, das heißt, wirksame Klimaschutzstrategien müssen eine rasche Dekarbonisierung im Verkehrssektor anstreben. Hierzu gehört die technologische Umstellung auf Elektromotoren in Verbindung mit einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs mit einer Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel und aktive Mobilität (Fahrradnutzung). In urbanen Räumen verspricht die aktive Mobilität (u.a. Fahrradfahren) ein großes Potenzial, das durch entsprechende Stadtplanungsstrategien freigesetzt werden kann. Eine klimaneutrale Mobilität hängt jedoch auch entscheidend von Stromerzeugungstechnologien sowie deren Speichersystemen ab, da sowohl batteriebetriebene Fahrzeuge als auch Wasserstofffahrzeuge auf diesen Kerntechnologien aufbauen. In der Luftfahrt und im maritimen Bereich sind dagegen andere Energieträger wie synthetische Kraftstoffe notwendig.

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Prof. Dr. Ottmar Edenhofer

Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) und Professor für Ökonomie des Klimawandels an der Technischen Universität Berlin.

Wo sehen Sie die zentralen Arbeitsschwerpunkte des CCC, besonders mit Blick auf die Modellregion Berlin-Brandenburg und im Unterschied zu anderen Klimaforschungseinrichtungen?

Im CCC möchten wir funktionierende Lösungen, „Solutions that work“, entwickeln. Wir haben diese in unserem Lösungsdreieck in die Felder „Gesellschaft“, „Technologie“ und „Natur“ unterteilt. „Städte bzw. der ländliche Raum“ als viertes Feld stellen die Mitte und damit auch die wichtigste Schnittmenge dieses Lösungsdreiecks dar. Die Region Berlin-Brandenburg eignet sich in hervorragender Weise als Modellregion für unser Zentrum und bietet ausgezeichnete Möglichkeiten zur Schaffung von Reallaboren, in denen ganz konkrete Fragen klimafreundlicher Mobilität oder der Energiewende erprobt werden. Alleinstellungsmerkmal des CCC ist aus meiner Sicht die transdisziplinäre Lösungsorientierung, welche durch die wissenschaftliche Exzellenz der beteiligten Wissenschaftler*innen untermauert wird.

Welche Rolle und Aufgaben wünschen Sie sich für das CCC im öffentlichen Diskurs mit Politik, Wirtschaft und Bevölkerung?

Das CCC kann Orientierungswissen zu Klimawandel und Klimaschutz bereitstellen, indem es Optionen und Machbarkeiten für die Politik aufzeigt. Wir konzentrieren uns auf gesellschaftliche, technologische und räumliche Fragen. Im Ergebnis kann und soll es jedoch nicht um das Vorschreiben eines einzelnen Weges gehen, sondern um das Ausbuchstabieren von Lösungsmöglichkeiten. Die Entscheidung über die Umsetzung der Möglichkeiten, die wir beschreiben, liegt wiederum bei der Politik selbst. Neben diesem Orientierungswissen oder der Frage „Was sollen Politikerinnen und Politiker wissen?“ stellen wir uns dem Dialog mit politischen Entscheidungsträger*innen. Als Wissenschaft nehmen wir die Entscheidungsprobleme der Politik ernst und beschäftigen uns in transdisziplinären Formaten auch damit, mit welchen Fragen Entscheidungstragende konfrontiert sind, d.h. der Frage, was diese wissen wollen.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen rund um den Klimawandel und -schutz in der Dekade 2020?

Für Deutschland und die EU betrachte ich die Umsetzung des European Green Deal als zentral. Wichtig ist, dass die EU-Klimaschutzmaßnahmen Investoren Vorhersehbarkeit bieten. Daher genügt es nicht, die richtigen Ziele zu setzen. Wir brauchen klar definierte Wege und kurzfristige Einstiegspunkte, um die Ziele tatsächlich zu erreichen. Eine klug gemachte und umfassende CO2-Bepreisung ist aus ökonomischer Sicht die effizienteste und sozial gerechteste Maßnahme für eine sichere Klimazukunft. Neben dem European Green Deal brauchen wir auch die Kooperation außerhalb Europas, um global die Weichen zur Erreichung der Ziele des Paris-Abkommens zu stellen. Grundsätzlich muss die Klimaschutzpolitik in der kommenden Dekade auf allen Ebenen – lokal, national, europäisch und global – sicherstellen, dass die erforderlichen Investitionen und gesellschaftlichen Transformationen, die sich weit in die Zukunft hinein auswirken, nicht dem kurzfristigen Lobbyismus anheimfallen. Das Interview wurde im September 2020 geführt.

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urban & rural

Urbane und ländliche Räume sind Orte, wo die Folgen des Klimawandels offensichtlich werden, aber auch Lösungen konkret greifbar werden. Gefragt sind innovative Angebote für eine integrierte Stadt- und Regionalplanung sowie umweltfreundliche Mobilitätsmodelle.

Städte und Siedlungen, einschließlich ländlicher Gebiete und Vorstädte, sind Orte, wo Menschen leben, arbeiten und sich verwirklichen. Genau dort sind die Einwohner*innen aber auch zunehmend mit besorgniserregenden Klimaveränderungen wie Trockenheit, Hitze oder Extremwettereignissen konfrontiert und Politiker*innen sind gefordert, nachhaltige, CO2-neutrale Lösungen pragmatisch voranzutreiben.

Eine integrierte Stadtplanung und ein detailliertes Verständnis der Prozesse innerhalb des Stadtgefüges können wesentlich dazu beitragen, wirksame Strategien sowohl zur Eindämmung des Klimawandels als auch zur Anpassung daran zu entwickeln. Eine Potentialanalyse zur Förderung der grünen Infrastruktur in städtischen Gebieten ist ein Ansatz, um urbane Ökosysteme zu erhalten, Biodiversitätsverlust zu verringern und die menschliche Gesundheit zu fördern. Dabei geht es vor allem um die Frage einer gerechten Flächenverteilung sowie -nutzung, z. B. für Parkanlagen, Straßenbepflanzungen, Dach- und Fassadenbegrünung und Radwege.

Die Stadtökonomie kann dafür einen kausalen Modellierungsrahmen liefern, der die Beziehung zwischen Stadtform und Treibhausgasemissionen detailliert beschreibt, und so eine formale Säule für die Stadtplanung bildet. Außerdem sollte sowohl bei Neubau- als auch Nachverdichtungsprozessen ganzheitlich sowie ressourcenschonend geplant werden. Technologische, planerische und ausgewählte Architekturlösungen müssen Ziel-, System- und Transformationswissen interdisziplinär zusammendenken. Eine weitere große Herausforderung für Berlin und Brandenburg ist die Optimierung von Verkehrsmodellen in der Metropolregion, die klimafreundliche Mobilitätskonzepte und die Nahverkehrsversorgung sowohl für urbane als auch ländliche Regionen berücksichtigt. Bei diesen und weiteren Aufgaben können Big-Data-Anwendungen unterstützen. Für Klimalösungen mit hoher räumlicher und geografischer Granularität sollten verschiedene Datenquellen herangezogen werden, z. B. Satelliten- und Luftbilder, Open-Street-Maps, geolokalisierte Geräte, Liegenschaftskataster oder auch Bürgerwetterstationen. Diese heterogenen digitalen Quellen ermöglichen neue Ansätze in der Stadtklimaforschung und bieten gleichzeitig ein breites, aber noch nicht ausgeschöpftes Feld praktischer Anwendungen. Zudem setzt maschinelles Lernen auf Durchbrüche in der algorithmischen Forschung und Rechenleistung, die Instrumente zum Extrahieren aussagekräftiger Informationen aus massiven Daten bereitstellen. Digitale Methoden sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz können nützlich sein, um kohlenstoffarme und klimaadaptive Stadtplanungslösungen zu identifizieren. Mithilfe digitaler Tools können verkehrsbedingte Infrastrukturen wie die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten sowie die Lieferlogistik sowohl für urbane als auch ländliche Gebiete gemeinsam optimiert werden.

Mit der Urbanisierung als Megatrend des 21. Jahrhunderts und dem damit verbundenen rasanten Wachstum von Millionen-Metropolen weltweit rücken Städte zunehmend in den Mittelpunkt der Klimaschutzmaßnahmen. Das schnelle Urbanisierungstempo, u. a. durch eine klimabedingte Migration in Asien und Afrika, bedeutet, dass Entscheidungen in diesen Regionen einen dramatischen Einfluss auf die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen haben werden.

Mit 1,3 Milliarden Menschen und einer raschen, das Land prägenden Verstädterung sind das Verständnis und die Gestaltung von Verstädterungsstrategien zum Beispiel in Indien der Schlüssel zum Wohlbefinden der Bevölkerung sowie für lokale und globale Umweltveränderungen. In Städten Südostasiens, Südasiens oder Afrikas südlich der Sahara sind extreme Hitze, Trockenheit oder Starkregen als Folgen des Klimawandels bereits jetzt bedrohliche Realität. Gerade solche Länder, die die geringste Verantwortung für den Klimawandel tragen, sollten zukünftig stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.